Akmolinsk liegt in der Steppenlandschaft im Norden Kasastans Die Stadt wird bereits im 19. Jahrhundert erwähnt, aber man kennt sie nur unter dem Namen Astana, den sie erst seit Mai 1998 trägt. Das bedeutet so viel wie Hauptstadt und ist inzwischen Metropole einer aufstrebenden Nation nach russischem Muster. Gigantische Hochhäuser, futuristische Bauwerke, eine Retortenstadt, in der im Zentrum der Wohlstand gelebt wird. „Es ist sehr speziell hier,“ sagt Emma Hinze, eine der deutschen Medaillenkandidatinnen.
Ferraris und Mercedes` rauschen über die breiten Straßen, aber auch klapprige Dacias, nicht jeder profitiert vom Reichtum, den die Ölvorkommen dem Land bieten. In den Außenbezirken gibt es noch viel Armut, eine Stadt der Gegensätze. 66 Prozent der Bevölkerung sind Kasachen, 25 Prozent Russen, der Rest bunt gemischt. Immerhin leben auch ein Prozent Deutsche in Astana, das insgesamt knapp 800.000 Einwohner zählt.
Sie werden sich kaum ins Saryarka Velodrome verirrt haben, als gestern die Bahn-Weltmeisterschaften der Junioren begannen. Die riesige Halle fasst 8000 Besucher, aber nur knapp 1000 waren am ersten Tag da und spendeten ihren einheimischen Athleten frenetischen Beifall. Wenn die Konkurrenz am Start war, gab es immerhin Achtungsapplaus.
Emma Hinze und Pauline Grabosch war das egal. Sie freuten sich einfach riesig, über ihren Erfolg zum Auftakt der Bahn-Weltmeisterschaften, fuhren strahlend ihre Ehrenrunde, winkten ins Publikum. Von Land und Leuten bekommen sie wenig mit. Entweder sind sie auf der Bahn, oder im Hotel, wo das Personal überaus freundlich ist. Man spricht fließend Englisch. Astana gibt sich international und weltoffen. Es fehlt an nichts. Aber eine gemütliche Atmosphäre kommt nirgends auf. „Wir sind ja auch hier, um Rad zu fahren,“ sagt Günter Schabel, BDR-Vize-Präsident. „Und wenn der erste Tag gleich mit einem Sieg in Weltrekordzeit beginnt, dann darf man nicht meckern. Das sorgt gleich für gute Stimmung in der Mannschaft.“ Gefeiert wurde freilich nur sehr bescheiden, denn Grabosch und Hinze wollen in den nächsten Tagen noch weiter auf Titeljagd gehen.
Die Cottbuserin Emma Hinze (RSC Cottbus) und Pauline Grabosch (RSV Osterweddingen) haben in Astana ihre Erfolgsserie fortgesetzt und ihrem EM-Titel im Teamsprint nun die WM-Goldmedaille hinzugefügt. Das Duo gewann in der neuen Weltrekordzeit von 33,889 Sekunden vor Neuseeland und Italien. Bereits in der Qualifikation konnten sie den Weltrekord unterbieten, waren später im Finale noch einmal sieben Hundertstel schneller.
„Ich bin glücklich, dass es wieder geklappt hat,“ freute sich Hinze, die bereits im vergangenen Jahr mit der inzwischen in die Klasse U23 gewechselten Doreen Heinze gewann.“Es ist schön, wieder das Regenbogentrikot zu tragen.“ Hinze ist einer der großen WM-Favoritinnen dieser Titelkämpfe. Bei den Europameisterschaften im Juni gewann sie vier Titel. Heute startet sie im 500-m-Zeitfahren. Ein Platz auf dem Podium ist wahrscheinlich. Mit dem Rückenwind der ersten Goldmedaille ist für die vierfache Europameisterin der zweite Titel heute zum Greifen nah.
Im Teamsprint der Junioren belegte das deutsche Dominique Anklam (Schweriner SC), Moritz Meißner und Nik Schröter (beide RSC Cottbus) den fünften Rang. Im Punktefahren der Juniorinnen fuhr Michaela Ebert auf den neunten Platz. Heut fallen fünf Entscheidungen.