Erste Punkte für die Olympia-Qualifikation

Bei den am Mittwoch beginnenden Bahn-Europameisterschaften in Grenchen in der Schweiz werden vom 8. bis 12. Februar die ersten Punkte für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris 2024 vergeben.

Der Bund Deutscher Radfahrer geht mit Bestbesetzung an den Start, sieht die Titelkämpfe als wichtige Standortbestimmung. Weil direkt im Anschluss an die EM aber die ersten beiden Nations-Cup-Rennen in Jakarta (22.-25. Februar) und Kairo (14.-17. März) auf dem Programm stehen, wo mehr Punkte als in Grenchen vergeben werden, müssen sich die Athletinnen und Athleten ihre Kräfte einteilen. „Es ist schwer, über vier Wochen das Leistungsniveau auf einem Top-Level zu halten,“ weiß BDR-Sportdirektor Patrick Moster. „Und eine EM ist immer eine EM, da will jeder Athlet gut abschneiden.“

„Wir haben in Südafrika ein sehr gutes Trainingslager absolviert. Alle Sportler/innen sind gesund und in guter Verfassung. Aber wir befinden uns im Aufbau. In Grenchen werden sie noch nicht in Höchstform sein,“ ergänzt Kurzzeit-Bundestrainer Jan van Eijden, dessen Sprint-Frauen in der Schweiz zu den Favoritinnen zählen.

Bei der letzten EM vor heimischer Kulisse in München im August 2022 gewannen Emma Hinze und Co alle Titel in den Kurzzeitdisziplinen. Bei den Männern war Maximilian Dörnbach Zweiter im Keirin und Dritter im Zeitfahren. „Bei den Frauen erwarte ich schon, dass sie um die Medaillen mitfahren. Ob es zum einen oder anderen Titel reicht, wird sich zeigen,“ so van Eijden. „Emma war im Dezember krank, hat es in Kapstadt etwas ruhiger angegangen,“ will er die Erwartungen an die dreifache Europameisterin von München nicht zu hoch ansetzen.

Bei den Männern steht der Teamsprint im Vordergrund, darüber läuft die Olympia-Quali. „In Europa ist die Konkurrenz sehr stark,“ weiß van Eijden, nennt die Niederlande, Großbritannien und Frankreich als größte Konkurrenten.  In Grenchen werden Maximilian Dörnbach, Marc Jurczyk sowie Nik Schröter in den Kurzzeit-Disziplinen eingesetzt und anschließend auch zu den Nations-Cup-Rennen nach Jakarta und Kairo reisen. Stefan Bötticher musste wegen Rückenproblemen kurzfristig seine Teilnahme in Grenchen absagen. Für ihn rückt Luca Spiegel (RV Offenbach) ins Aufgebot.

Nach dem Karriereende von Lisa Brennauer steht der Olympiavierer der Frauen vor einem kleinen Umbruch. Mit Franziska Brauße, Lisa Klein und Mieke Kröger stehen aber drei Fahrerinnen der alten Stammbesetzung weiter zur Verfügung. Den Platz von Brennauer könnte Laura Süßemilch ausfüllen, die bereits 2021 in Grenchen mit dem Vierer Europameisterin wurde und ihre Sturzverletzungen, die sie sich bei der Tour de France der Frauen im Juli 2022 zuzog, völlig auskuriert hat. Zum engeren Kreis gehört auch Lena Charlotte Reißner, die gute Erinnerungen an die Bahn von Grenchen hat. 2021 gewann sie mit dem Frauen-Vierer ebenfalls Gold in der Mannschaftsverfolgung.

„Frankreich, Italien und Großbritannien werden unsere Hauptgegner. Aber auch die Niederländerinnen muss man im Auge behalten, sie haben sich in letzter Zeit stark verbessert,“ sagt Bundestrainer André Korff, der in den Einzel-Disziplinen auf Lea Lin Teutenberg setzt, die im Omnium Punkte für die Olympia-Qualifikation sammeln soll.

Im Ausdauerbereich der Männer möchte Bundestrainer Tim Zühlke so viele Punkte wie möglich für die Olympia-Qualifikation gewinnen. „Die Vorbereitungen auf die EM waren relativ kurz, trotzdem muss das Erreichen des kleinen Finales im Vierer unser Ziel sein,“ sagt der Erfurter.

Benjamin Boos, Tobias Buck-Gramcko, Nicolas Heinrich, Theo Reinhard und Leon Rohde stehen bereit, sich dem Kampf um die ersten wichtigen Punkte für die Olympia-Qualifikation zu stellen.

In der Einerverfolgung ist Nicolas Heinrich Titelverteidiger. In den weiteren Einzeldisziplinen ist der Kölner Tim Torn Teutenberg eine sichere Bank für Top-Platzierungen. Der 20-Jährige ist vierfacher Deutscher Meister auf der Bahn, gewann bei der U23-EM in Anadia Silber im Omnium und Ausscheidungsfahren und Bronze im Madison.

Auch Roger Kluge wird in den Einzeldisziplinen zum Einsatz können, muss er doch noch Punkte einfahren, um seinen Startplatz für den Ende Februar beginnenden Nations-Cup abzusichern.

Die Europameisterschaften in Grenchen beginnen am Mittwoch mit der Entscheidung im Teamsprint. Insgesamt stehen 22 Wettbewerbe auf dem Programm, jeweils elf bei den Männern und Frauen.

EM-Zeitplan

Mittwoch, 8. Februar
Teamsprint M und F, Sratch W, Ausscheidungsfahren M

Donnerstag, 9. Februar
Mannschaftsverfolgung M und F, Punktefahren M, Ausscheidungsfahren F, Zeitfahren M

Freitag, 10. Februar
Einerverfolgung M, Sprint F, Scratch M, Omnium F

Samstag, 11. Februar
Einerverfolgung F, Sprint M, Zeitfahren F, Omnium M, Punktefahren F

Sonntag, 12. Februar
Keirin M und F. Madison M und F

Angegeben sind jeweils die Entscheidungen am jeweiligen Wettkampftag, die in den Abendveranstaltungen – beginnend um 18.00 Uhr – (Sonntag ab 15.30 Uhr) fallen.

BDR-Kader
Frauen Kurzzeit      
Friedrich, Lea Sophie (2000/RSC Cottbus)
Grabosch, Pauline (1998/ RSC Cottbus)
Hinze, Emma (1997/RSC Cottbus)
Pröpster, Alessa-Catriona (2001/ RV Vorwärts 1904 Offenbach)

Männer Kurzzeit
Dörnbach, Maximilian (1995/RSC Cottbus)
Jurczyk, Marc (1996/RSC Turbine Erfurt)
Schröter, Nik (1998/RSC Cottbus)
Luca Spiegel (RV Vorwärts 1904 Offenbach)  

Frauen Ausdauer     
Brauße, Franziska (1998/CERATIZIT-WNT Pro Cycling Team)
Klein, Lisa (1996/Trek Segafredo)
Kröger, Mieke (1993/Human Powered Health)
Reißner, Lena (2000/SSV Gera)
Süßemilch, Laura (1997/Fenix-Deceuninck)
Teutenberg, Lea Lin (1999/CERATIZIT-WNT Pro Cycling Team)

Männer Ausdauer    
Boos, Benjamin (2003/rad-net Oßwald)
Buck-Gramcko, Tobias (2001/rad-net Oswald)
Heinrich, Nicolas (2001/rad-net Oßwald)
Kluge, Roger (1986/rad-net Oßwald)
Reinhardt, Theo (1990/rad-net Oßwald)
Rohde, Leon (1995/Santic Wibatech)
Teutenberg, Tim-Torn (2002/Leopard TOGT Pro Cycling)

 

Foto: Pauline Grabosch, Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich (von links) sind Titelverteidiger im Teamsprint.

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