Am ersten Wettkampftag der Olympischen Spiele von Rio wird der Sieger des Straßenrennens der Männer ermittelt. Zum Kreis der Favoriten sind die Protagonisten der Tour de France zu zählen, denn nur ein guter Bergfahrer wird den anspruchsvollen Kurs in der brasilianischen Metropole erfolgreich beenden. Wer also nach dem Zieleinlauf von Paris noch die Moral findet, sich noch einmal zu quälen, der kann in Rio auf Gold hoffen. Christopher Froome, der Brite, gilt als aussichtsreicher Kandidat, aber auch Giro-Sieger Vincenzo Nibali oder der Spanier Alessandro Valverde, ein ausgewiesener Klassikerspezialist für bergige Strecken.
Die 241 km lange Strecke weist erhebliche Anstiege auf. Der Grumari Rundkurs hat in der Spitze 13 Prozent und ein zwei Kilometer langes Kopfsteinpflasterstück. Der Weg hinauf nach Vista Chinesa ist neun Kilometer lang. Auf diesem anspruchsvollen Kurs wird es keinen Zufallssieger geben.
Die Chancen der deutschen Rennfahrer sind bescheiden, denn Kletterer vom Format eines Froome oder Valverde hat der deutsche Verband nicht. Einen weiteren deutschen Olympiasieger nach Olaf Ludwig (1988 in Seoul) und Jan Ullrich (2000 in Sydney) wird es also nicht geben. Und so ruhen die Hoffnungen auf Emanuel Buchmann (Bora Argon 18), der ein guter Bergfahrer ist, und auf Simon Geschke, der sich zutraut, in einer Spitzengruppe eine gute Platzierung zu erreichen. Ihnen zur Seite stehen Tony Martin , der am Mittwoch im Zeitfahren eine Hauptrolle spielen wird, und zumindest zu Beginn des Rennens – Maximilian Levy, der eigentlich auf der Bahn zu Hause ist und dreifacher Medaillengewinnern in Peking (1) und London (2) war. „Ich bin über die Straße für die Spiele nominiert worden, deshalb nehme ich diese Aufgabe auch wahr“, sagte Levy, der über das Straßenkontingent für die Olympischen Spiele nominiert wurde. Ähnlich wie in London 2012 mit Robert Förstemann in der Disziplin Mountainbike nutzte der BDR die gesamte Breite des Reglements und konnte Levy über das Straßenkontingent nominieren, da die Bahnplätze anderweitig besetzt wurden.
Im Zeitfahren der Männer wird neben dem dreifachen Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin auch Simon Geschke starten. Die Strecke entspricht mit 54,6 Kilometern genau der Distanz, die Martin liebt, das Profil der Strecke kommt ihm aber nicht entgegen. „Zu wellig, zu steil, zu unrhythmisch. Wenn es gut läuft, kann ich vielleicht um Bronze fahren“, zeigt sich Tony Martin vor den Spielen vorsichtig optimistisch. Knieprobleme, weshalb er auf der letzten Etappe der Tour de France vorzeitig aufgab, sind behoben. Trotzdem ist Martin nicht der Top-Favorit. Bei den Frauen werden Trixi Worrack und die Weltmeisterin von 2014, Lisa Brennauer, den Kampf gegen die Uhr aufnehmen.
Im Straßenrennen haben die deutschen Fahrerinnen mit Claudia Lichtenberg eine Fahrerin am Start, der die anspruchsvolle Strecke sehr entgegen kommt. Auch Trixi Worrack und Lisa Brennauer werden zu beachten sein und werden tatkräftig unterstützt von Romy Kasper. Das Quartett wird kurzfristig über die Mannschaftstaktik entscheiden, denn dabei wird die Tagesform eine entscheidende Rolle spielen.
Die Straßenwettbewerbe
Samstag, 6. August Straßenrennen Männer
09.30-16.10 Uhr 241,5 km Start-Ziel: Flamengo-Park
Sonntag, 7. August Straßenrennen Frauen
12.15 – 16.20 Uhr 141,0 km Start-Ziel: Flamengo-Park
Mittwoch, 10. August Einzelzeitfahren
Frauen 08.30 – 9.45 Uhr 29,8 km Pontal Beach
Männer 10.00 -13.00 Uhr 54,6 km Pontal Beach
Zeitangaben Ortszeit MEZ: plus 5 Stunden
Die deutschen Olympiastarter Straßenrennen
Frauen:
Lisa Brennauer (Team: Canyon SRM Racing/Wohnort: Durach/Olympia-Teilnahme: 1 (2012: 8. Bahn Mannschaftsverfolgung)
Romy Kasper (Team: Boels Dolmans Cyclingteam/Wohnort: Forst (Lausitz)/Olympia-Teilnahme: -)
Claudia Lichtenberg (Team Lotto Soudal Ladies/Wohnort: München/Olympia-Teilnahme: -)
Trixi Worrack (Team: Canyon SRM Racing/Wohnort: Erfurt/Olympia-Teilnahme: 3 (2004, 2008, 2012)
Männer:
Emanuel Buchmann (Team: Bora Argon 18/Wohnort: Ravensburg/Olympia-Teilnahme: -)
Simon Geschke (Team: Team Giant-Alpecin/Wohnort: Freiburg/Olympia-Teilnahme: -)
Tony Martin (Team: Etixx-Quick Step/Wohnort: Kreuzlingen/Schweiz/Olympia-Teilnahme: 1 (2012: 2. Einzelztf Straße)
Maximilian Levy (Team: Team Erdgas 2012/Wohnort: Cottbus/Olympiateilnahme: 2 (2008: 3. Teamsprint, 2012: 2. Keirin, 3. Teamsprint)
Deutsche Medaillengewinner Straßenrennen
Einer-Straße/Einzelzeitfahren
Gold Olaf Ludwig (1er Straße – 1988 in Seoul)
Gold Jan Ullrich (1er Straße – 2000 in Sydney)
Silber August von de Goedrich (1er Straße – 1896 in Athen)
Silber Bernd Gröne (1er Straße – 1988 in Seoul)
Silber Jutta Niehaus (1er Straße – 1988 in Seoul)
Silber Hanka Kupfernagel (1er Straße – 2000 in Sydney)
Silber Judith Arndt (1er Straße – 2004 in Athen)
Silber Jan Ullrich (Einzelzeitfahren – 2000 in Sydney)
Silber Judith Arndt (Einzelzeitfahren – 2012 in London)
Silber Tony Martin (Einzelzeitfahren – 2012 in London)
Bronze Edi Ziegler (1er Straße – 1952 in Helsinki)
Bronze Sandra Schumacher (1er Straße – 1984 in Los Angeles)
Bronze Christian Henn (1er Straße – 1988 in Seoul)
Bronze Andreas Klöden (1er Straße – 2000 in Sydney)