Miriam Welte und Emma Hinze haben die erste Medaille für den Bund Deutscher Radfahrer gewonnen. Bei den Bahn-Weltmeisterschaften gewann das Duo das kleine Finale im Teamsprint um Bronze und besiegte Mexiko mit 32,789 Sekunden um sechs Zehntel. Neue Weltmeisterinnen wurde Australien, das Russland im Kampf um Gold besiegte.
Welte gewann vor einem Jahr noch an der Seite von Kristina Vogel dem WM-Titel. Die Erfurterin musste nach einem schweren Trainingsunfall ihre Karriere beenden und ist seitdem querschnittgelähmt. „Kristina hat uns heute noch einen kleinen Motivationsschub geschenkt und für jeden ein Überraschungsei geschickt. Das hat sie früher auch immer gemacht. Zwischen den Läufen hat sie mir auch geschrieben, uns angefeuert, die Medaille zu holen,“ verriet Miriam Welte nach dem Rennen. „Emma und ich haben gut trainiert, hatten drei Läufe auf sehr hohem Niveau. Diese Medaille haben wir uns verdient.“
Und Emma Hinze war glücklich über ihre erste WM-Medaille in der Eliteklasse. „Also ehrlich gesagt, habe ich nicht unbedingt erwartet, dass wir auf dem Podest stehen. Aber es waren drei Superläufe und das gibt mir ein positives Gefühl für den Sprint morgen.“
Nur wenige Minuten nach dem erfolgreichen Lauf von Hinze/Welte wollten die Männer nachziehen. Doch Timo Bichler, Stefan Bötticher und Maximilian Dörnbach unterlagen im kleinen Finale Russland und belegten den undankbaren vierten Platz.
„Das war eine super Überraschung, Bronze wäre natürlich die Krönung gewesen, aber wenn man bedenkt, wie viele Schwierigkeiten wir im Winter hatten, davon war heute nichts mehr zu spüren. Das war ein Supertag. Ich bin sehr sehr zufrieden,“ sagte Bundestrainer Detlef Uibel und lobte auch das Frauenduo: „Miriam ist sehr stabil und solide gefahren, Emma konnte sich einpegeln und hat drei starke Läufe gezeigt.“
In der 4000-m-Mannschaftsverfolgung konnte das deutsche Quartett in der Besetzung Felix Groß, Leon Rohde, Theo Reinhardt und Domenic Weinstein zwar nicht um die Medaillen kämpfen, belegte aber mit einer Zeit von 3:56,897 Minuten einen guten fünften Platz.
„Platz sechs war das Minimalziel. Wir haben das Soll erfüllt,“ sagte Bundestrainer Sven Meyer, der die Diskussionen um den Vierer nicht nachvollziehen kann. Die Königsdisziplin im Bahnsport war ein wenig in die Kritik geraten, weil der Vierer im aktuellen UCI-Ranking vor den Titelkämpfen in Polen nur Platz neun belegte. Acht Teams qualifizieren sich für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Tokio. „Wir haben im letzten Jahr zwei, drei Mal den deutschen Rekord verbessert. Dort wo wir gestartet waren, haben wir respektable Ergebnisse erzielt,“ sagte Meyer in Pruszkow. „Die Weltspitze ist in den letzten Jahren enger zusammengerückt. Es müssten eigentlich mindestens zehn Mannschaften nach Tokio,“ fordert Meyer.
Morgen geht der deutsche Frauen-Vierer in die nächste Runde. Charlotte Becker, Franziska Brauße, Lisa Brennauer und Lisa Klein belegten in der Qualifikation in 4:24,568 Minuten die sechstschnellste Zeit. Auf Platz 1 fuhr das Quartett aus Australien, das die 4000-m in 4:14,915 Minuten zurücklegte.
Im Scratch-Wettbewerb der Frauen belegte Franziska Brauße aus Eningen beim Sieg der Britin Elinor Barker einen sehr guten fünften Platz.