In der Stunde seines größten Triumphes ging der erste Dank an die Mannschaft hinter dem ersten WM-Gold für Deutschland in London. Joachim „Joe“ Eilers war gerade zum Sieg im 1000-Meter-Zeitfahren gerast und noch völlig aus der Puste, als er seine Medaille quasi virtuell weiterreichte. „Wir haben im Vorfeld sehr viel an meiner Position auf dem Rad gearbeitet: Ronny Hartnick von der Forschungs- und Entwicklungsstelle für Sportgeräte, BDR-Chefmechaniker Sven Grundmann und Ausdauer-Bundestrainer Sven Meyer. Das hat sich gelohnt“, freute sich Weltmeister Eilers, und posierte wenig später mit Tränen in den Augen für die Fotografen.
Nach vier Runden auf der Olympiabahn lag Eilers in starken 1:00,042 Minuten am Ende klar vor Straßen-Profi Theo Bos aus den Niederlanden (1:00,461). Neben seiner starken Form half dabei auch der modifizierte Lenker. Eilers fuhr mit einem Aufsatz, den sonst der Vierer benutzt. „Da liegen die ,Extensions’ besser, ich bekomme meine Arme besser zusammen und bin pfeilartiger. Dass ich schneller fahre bei gleicher Leistung, habe ich den Drei zu verdanken“, beschrieb Eilers die disziplinübergreifende Zusammenarbeit. „Wir haben ordentlich rumgebastelt, um seine Position besser einstellen zu können“, erklärte Hartnick. Am Ende war das ein weiterer Baustein zum ersten WM-Titel für den Chemnitzer.
Nach Bronze (2013) und Silber (2014, 2015) über den Kilometer war der WM-Start für den 25-Jährigen mit Platz drei im Teamsprint alles andere als optimal verlaufen – trotz guter eigener Leistung auf der Schlussrunde. Umso schöner war das Gefühl nach dem Kilometer. „Genial. Ich hatte mir gewünscht, dass wir das schon einen Tag eher sagen können. Aber so passt es auch“, freute sich „Joe“ und nahm auch die Glückwünsche seiner Heimtrainer Ralph Müller und Andreas Hirschligau entgegen. Für Bundestrainer Detlef Uibel war der gebürtige Kölner von vornherein ein Medaillenanwärter gewesen. „Das hat er im Training unter Beweis gestellt. Die Frage war nur, ob er ruhig bleibt“, so Uibel.
Eilers behielt die Ruhe, ging phänomenal schnell an und hatte auch das nötige Stehvermögen, um Rückkehrer Theo Bos in die Schranken zu weisen. Lohn war das Regenbogen-Trikot, das genauso strahlte wie alle anderen – obwohl die Disziplin nicht mehr im olympischen Programm steht. „Weltmeister-Titel ist Weltmeister-Titel. Das kann mir keiner mehr wegnehmen, das gilt für die Ewigkeit“, sagte Eilers. Auf der Olympiabahn von London stehen neuerdings auf Tafeln alle Weltmeister seit 2004 – demnächst also auch für 2016 mit Joachim Eilers. Wie sich das anfühlt? „Genial.“