Während die zweite Tour-Etappe unter heftigen Regenfällen und Wind litt, waren die deutschen Straßenmeisterschaften der U23 im badischen Bruchsal eine Hitzeschlacht. Temperaturen, die schon in den Morgenstunden an die 30 Grad kletterten, veranlassten die Verantwortlichen das Rennen zu kürzen. Statt 13 waren elf Runden zurückzulegen, statt 180 Kilometer 154. Und trotzdem ging es von Beginn an zur Sache. Frühe Attacken sorgten für einen interessanten Rennverlauf, der aber in ein Ausscheidungsfahren überging, je länger das Rennen wurde und je höher die Temperaturen stiegen. Nur 39 von 106 gestarteten Fahrern erreichten das Ziel bei 40 Grad.
Das Team Stölting nahm wie schon bei den vorangegangenen Meisterschaften das Heft in die Hand. Moritz Backofen, der später die Silbermedaille gewann, war einer der ersten Angreifer in der zweiten Runde. Zu ihm stießen später weitere Fahrer vor, doch ab der neunten Runde zerriss auch die Ausreißergruppe. 24 Kilometer vor dem Ziel war es der Kölner Nils Politt, der die Initiative ergriff und seine Mitstreiter, zu denen er erst kurz zuvor aufgeschlossen hatte, stehen ließ um einem ungefährdeten Solosieg entgegen zu fahren. Politt, vor einer Woche hinter Teamkollege Lennard Kämna Zweiter der Zeitfahr-Meisterschaft der U23, die er vor einem Jahr gewann, kann dicke Gänge treten. Und ihm schien auch die Hitze nichts auszumachen. Mit über einer Minute Vorsprung erreichte er schließlich ungefährdet die Ziellinie und holte den dritten Titel in Folge für das Team Stölting.
„Ich bin in der vorletzten Runde aus der Verfolgergruppe nach vorn gefahren und habe gleich durchgezogen. Die Strecke lag mir. Als ich allein vorn lag, hatte ich ein gutes Gefühl und es hat ja geklappt. Ich bin super glücklich über diesen Titel,“ freute sich Politt im Ziel. „Es war eine sehr selektive Runde, und es war sehr heiß. Aber ich kam gut klar, und wir haben das Rennen von Beginn an diktiert, so wie wir es und vorgenommen hatten,“ ergänzte sein Teamkollege Backofen, der sich kurz vor dem Ziel noch einmal absetzen konnte und Zweiter wurde. Die Stölting-Taktik war wieder einmal aufgegangen.
Als Dritter kam der für das französische Farm-Team Chambéry startende Nico Denz, der Jonas Koch vom Team rad-net ROSE auf den vierten Platz verdrängte. Mir kam die Verkürzung der Strecke nicht entgegen. Wenn das Rennen länger gewesen wäre, wäre ich vielleicht wieder nach vorn gekommen“, meinte Denz.„Aber die Freude über die Bronzermedaille überwiegt natürlich.“
zum Foto: Stölting Teamchef Jochen Hahn kann sich wieder über zwei deutsche Meister freuen: Letzte Woche siegte Lennard Kämna (links) im Zeitfahren, heute gewann Nils Politt (rechts) die U23-Straßenmeisterschaft.
