Elite Frauen:
In den letzten Jahren haben Deutschlands Frauen die Rennen stets offensiv mitgestaltet, aber am Ende blieben sie ohne Edelmetall. Diesmal hoffen die deutschen Damen auf mehr Glück. Die Ergebnisse der letzten Wochen lassen darauf hoffen: Lisa Brennauer gewann die Madrid Challenge, Mieke Kröger die Belgien-Rundfahrt und Lisa Klein belegte Rang drei und feierte einen Etappensieg in der Boels Ladies Tour, wo auch Franziska Koch mit einem Tagessieg punkten konnte.
Die 19-Jährige aus Mettmann fährt erst seit wenigen Wochen im Trikot des Profiteams Sunweb und bestreitet ihre erste Elite-WM. Bei den Europameisterschaften belegte sie im Rennen der U23 einen sehr guten fünften Platz.
Als starke Helferin will sich Kathrin Hammes einsetzen, die im Frühjahr die Thüringen-Rundfahrt für sich entscheiden konnte. Die bergfeste Clara Koppenburg wird vor allem zu Beginn des Rennens eine wichtige Rolle spielen, wenn es gilt, Ausreißergruppen zu besetzen oder zurückzuholen.
Liane Lippert ist nach ihrem Sturz bei der Europameisterschaft in Alkmaar wieder genesen. Ihr kommt der technisch anspruchsvolle Kurs ebenfalls entgegen.
Stimmen zum Frauenrennen:
Bundestrainer André Korff: „Ich denke, dass sich unser Team in Yorkshire auf der Strecke gut in Szene setzen kann. Wir wollen es von Beginn an schwer machen und mitgestalten.“
Lisa Klein: Das Team ist stark. „Wenn es uns gelingt, dem Rennen unserer Taktik aufzudrängen, haben wir eine Chance. Ich habe die Strecke im Vorfeld nicht gesehen, aber ich kenne andere Rennen in England, weiß um die steilen Anstiege. Die Erfolge der Saison geben mir viel Motivation für die WM. Ich möchte in jedem Fall vorn reinfahren, aber das hängt natürlich auch davon ab, wie unsere Teamtaktik ist.“
Lisa Brennauer: „Es ist ein schwerer Kurs. Ich kenne die Gegend gut von Rennen wie der Tour of Britain und der Yorkshire-Rundfahrt. Aber er liegt uns besser als der letztes Jahr in Innsbruck. Wir sind ein junges Team, eine coole Mannschaft, die gut mit einander arbeiten kann. Auf diesem Kurs können wir extrem weit kommen.“
U23 Männer:
Im Straßenrennen der U23 darf der BDR auf eine Medaille hoffen. Kapitän der Mannschaft ist Jonas Rutsch (Lotto-Kern Haus), der im Frühjahr den Klassiker Gent-Wevelgem in der Kategorie U23 gewinnen konnte, und ein starker Klassikerfahrer ist. Er wird im kommenden Jahr Profi im WorldTour Team EF Education First. Ein zweiter Joker ist Georg Zimmermann, ein bergfester Klassementfahrer. Sein fünfter Platz in der Tour de l`Avenir war die beste Platzierung eines deutschen Fahrers seit Emanuel Buchmann im Jahr 2014 (Gesamtsiebter). Zimmermann blickt auf eine glänzende Saison zurück, war u.a. bester Continental-Fahrer der deutschen Straßenmeisterschaften am Sachsenring, wo er auf Platz fünf fuhr. Er wird im kommenden Jahr Teamkollege von Simon Geschke und Jonas Koch im polnischen Profiteam CCC.
Bundestrainer Ralf Grabsch zum Rennen der U23:
„Ich erwarte, dass unsere Mannschaft das Rennen mitgestalten kann. Es ist ein Klassikerkurs, der Jonas Rutsch liegen dürfte. Seine Handverletzung, die er sich bei einem Sturz in der Tour de l`Avenir zuzog, machte lange Probleme. Er konnte einige Tage nicht trainieren, weil die tiefe Schnittwunde bis zur Sehne ging, was ihn noch während der Deutschland Tour beeinträchtigt hat. Es wird aber schleichend besser. Ich bin aber zuversichtlich, dass er bei der WM sein Leistungspotential abrufen kann. Die Mannschaft wird geschlossen auftreten und hoffentlich gut abschneiden.“
Junioren männlich:
Im Rennen der Junioren zählen die Deutschen zu den großen Favoriten. So stark wie lange nicht haben sich die Jungs von Bundestrainer Wolfgang Ruser während der gesamten Saison präsentiert und dominierten den UCI-Nations-Cup, wichtigste Rennserie der Nachwuchsklassen. Obwohl sie bei zwei Rennen aufgrund der großen Entfernung nicht am Start waren (Kanada und Korea), führen sie den Nations-Cup vor den Weltmeisterschaften deutlich vor den USA und Frankreich an.
Im letzten Jahr gewann Marius Mayhofer als Zweiter im Straßenrennen der Junioren die einzige WM-Medaille für den Bund Deutscher Radfahrer. Diesmal ruhen die Hoffnungen vor allem auf dem Augsburger Marco Brenner, der bereits 24 Saisonsiege feiern durfte, obwohl er erst seine erste Saison in der Juniorenklasse bestreitet. Brenner gilt als Riesentalent, ist ein starker Kletterer aber auch ein guter Zeitfahrer, der gestern im WM-Zeitfahren Platz drei belegte. Mit Hannes Wilksch hat Ruser auch den Gesamtsieger der Trofeo Saarland und Weltmeister in der Mannschaftsverfolgung nominiert.
Bundestrainer Wolfgang Ruser zum Juniorenrennen:
„Wir haben eine starke Mannschaft am Start. Der wellige Parcours in Yorkshire dürfte Marco Brenner ihm liegen. Er ist aufgrund seiner Erfolge in dieser Saison der Kapitän der Mannschaft und hat echte Medaillenchancen. Er ist stark am Berg, hat eine gute Rennübersicht und weiß trotz seiner 17 Jahre auch ein Team zu lenken.“
Juniorinnen:
Deutschlands Juniorinnen hoffen bei der WM Außenseiterchancen zu nutzen und in den Fluchtgruppen Akzente setzen zu können. Alle vier Starterinnen sind starke Allrounderinnen. Eine Medaille zu gewinnen wird aber dennoch äußerst schwer, zumal sich die Juniorinnen in dieser Saison mehr auf die Bahn konzentriert haben, weil die Junioren-WM auf der Bahn im eigenen Land stattfand.
Bundestrainer Lucas Schädlich zum Rennen der Juniorinnen:
„Ich erwarte eine mannschaftlich geschlossene Leistung. Für uns geht es auch darum, zu lernen, uns auf internationalem Terrain zu bewegen. Unser Ziel ist es, eine Fahrerin in die Top-Five zu bringen.“
Sportdirektor Patrick Moster zu den Chancen in den Straßenrennen:
„Uns muss es gelingen, in allen Rennen Fahrer unter die Top-Ten zu bringen. Das ist auch im Hinblick auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele ein wichtiges Ziel. Alle Entscheidungen werden meiner Meinung nach auf dem Rundkurs fallen. Bei den Männern Elite wird bei der Distanz von 280 Kilometern auf der großen Schleife zu Beginn nichts passieren. Bei den Frauen warten nach 30, 40 Kilometern die ersten Steigungen, da gilt es wachsam zu sein.
Unser U23 Team hat Tempohärte und kann das WM-Rennen mitbestimmen. Die Chancen sind besser als in Innsbruck, wo man einen starken Bergfahrer brauchte. In England zählen eher Klassikerqualitäten und über die verfügt beispielsweise Jonas Rutsch.
Bei den Junioren haben wir mit Marco Brenner einen Rennfahrer, wie wir noch nie einen hatten. Seine Leistungen in dieser Saison waren mehr als eindrucksvoll. Ich bin sehr gespannt auf sein WM-Rennen.“
zum Foto: Jonas Rutsch ist Deutschlands Medaillenhoffnung im Rennen der U23. (Foto im Rahmen dieser WM-Vorberichterstattung frei)