Seit 2015 drückt das Team aus Raubling den Titelkämpfen seinen Stempel auf. Allerdings konnten sich durchaus auch Fahrer anderer Mannschaften behaupten: 2016 sicherte sich André Greipel seinen dritten Meistertitel, 2020 war Marcel Meisen am Sachsenring der Überraschungssieger.
Titelverteidiger Emanuel Buchmann, der im letzten Jahr in Bad Dürrheim vor seinen Teamkollegen Nico Denz und Maximilian Schachmann als Sieger über den Zielstrich fuhr, fehlt, weil er sich bei einem Sturz in der Tour de Suisse die Hüfte brach und lange ausfallen wird. Seine Teamkollegen Denz und Schachmann dürfen sich dagegen wieder Hoffnungen auf einen Podiumsplatz machen, aber auch Jonas Koch, der im naheliegenden Rottweil zu Hause ist, und der auf ähnlich anspruchsvollem Terrain vor drei Jahren in Stuttgart schon Zweiter war, ist Medaillenkandidat. Und Ben Zwiehoff kommt mit einer guten Form aus der Tour de Suisse. Bora-hansgrohe schickt acht Fahrer ins Meisterschaftsrennen und ist damit zahlenmäßig in jedem Fall die stärkste Mannschaft.
Natürlich wollen sich Fahrer anderer Teams bei der Meisterschaft profilieren, wie Nils Politt, der Titelträger von 2022, der jetzt das Trikot von UAE Team Emirates trägt, oder Simon Geschke, der 38-jährige Wahl-Freiburger, der am Jahresende seine Laufbahn beendet und noch nie Meister war. „Das wäre schon noch ein Herzenswunsch von mir,“ gibt er zu. Georg Zimmermann und Giro-Etappensieger Georg Steinhauser werden ebenfalls zu beachten sein, oder Marco Brenner, der gerade in der Tour de Suisse in die Top-20 fuhr. Gespannt darf man auch sein, wie sich Klassikerfahrer wie Jonas Rutsch oder John Degenkolb auf dem etwas entschärften Kurs behaupten werden. Dagegen wäre ein Sprintsieg von Pascal Ackermann oder Phil Bauhaus, der in der letzten Woche einen Etappensieg in der Slowenien-Rundfahrt feierte, eine Überraschung, aber nicht unmöglich.
Insgesamt stehen 22 WorldTour-Profis und acht Pro-Kontinental-Fahrer in der Startliste der insgesamt 176 Gemeldeten. Die Mehrzahl der Starter trägt Kontinental-Status, sind also Fahrer der sogenannten „zweiten Reihe“. Aber gerade jene sind es, die dem Rennen oft ihren Stempel aufdrücken, weil sie hoch motiviert sind. Vor allem in den ersten Rennstunden werden sie sich in Szene setzen.
Die Frauen tragen am Samstag ihr Rennen (134,3 km) aus. Hier gilt Titelverteidigerin Liane Lippert als Favoritin, aber auch Antonia Niedermaier hat gute Chancen. Und routinierte Fahrerinnen wie Romy Kasper oder Lisa Klein werden ebenfalls ein Wort mitsprechen, wenn der Kampf um das Meistertrikot eröffnet ist, während Ricarda Bauernfeind wegen einer Verletzung nicht antreten kann.
Den Auftakt der Meisterschaftstage machen die Zeitfahren am Freitag. Der Kurs führt über 30,6 Kilometer und 240 Höhenmeter ab dem Donaueschinger Rathausplatz bis zum Ziel in die Bad Dürrheimer Salinenstraße. Den Ritt gegen die Uhr bestreiten am Freitag (erster Start 12.30 Uhr) die beiden U23-Klassen (m/w), sowie die Elite-Frauen und -Männer. Hier sind Nils Politt und Mieke Kröger Titelverteidiger und gehören auch diesmal zu den Top-Favoriten.
Zum ersten Mal werden bei einer Elite-DM auch die Straßenrennen der Nachwuchsklassen ausgetragen. „Das ist eine tolle Sache,“ freut sich BDR-Vize-Präsident Günter Schabel über die Zusage des Veranstalters, der Sauser Event Agentur, auch die jüngeren Jahrgänge starten zu lassen und nennt es „ein zukunftsweisendes Konzept.“ Rund 1000 Sportlerinnen und Sportler werden an den drei Meisterschaftstagen erwartet. Am Samstag starten neben den Frauen auch die Juniorinnen, sowie das Feld der männlichen und weiblichen Jugend U17, Junioren männlich und beide Schülerklassen gehen am Sonntag auf den Meisterschaftskurs.
Prognosen über mögliche Sieger sind in diesen Rennklassen schwierig, weil altersbedingt eine große Fluktuation herrscht. Allerdings darf Paul Fietzke in jedem Fall als der Top-Favorit bei den Junioren gehandelt werden. Erstens ist er Titelverteidiger, und zweitens gewann der Cottbuser im letzten Jahr bei den Straßen-Weltmeisterschaften der Junioren die Silbermedaille.
Die Straßenrennen der Eliteklassen werden vor dem Rathaus in Donaueschingen gestartet. Die Strecke wurde ein wenig entschärft, damit Sprinter auch noch eine Chance bekommen. So wird nicht mehr in jeder Runde über Öfingen mit seiner bis zu 15-Prozent steilen „Mauer“ gefahren werden. Im zweiten Hotspot Aasen wurde die Strecke ebenfalls vereinfacht. Es gibt keine „Achterbahn“ mehr, sondern es wird fast schon klassisch durchgefahren, wie damals bei der DM 2001.
Höhepunkt des Meisterschaftswochenendes ist der Titelkampf der Männer am Sonntag. Nach 200 Kilometern wird der Nachfolger von Emanuel Buchmann feststehen.
Zwei ganz besondere Highlights warten auch noch auf der Sieger-Bühne in Bad Dürrheim auf die Radsportfans. Hier werden am Samstag ab 16:45 Uhr mit Nico Denz der deutsche Radsportler des Jahres 2023 sowie mit Hannah Kunz die Nachwuchssportlerin 2023 offiziell geehrt, aber auch das deutsche Radsport-Olympia-Team (Straße und Bahn Ausdauer Frauen) für Paris 2024 präsentiert.
Zeitplan und weitere Infos siehe homepage: https://www.rad-dm-2024.de/