Franziska Koch holt sich das Meistertrikot
Franziska Koch (DSM-firmenich Post NL) ist neue Deutsche Straßenmeisterin der Frauen: Die 23-Jährige überraschte Titelverteidigerin Liane Lippert (Movistar) im Finale mit einem explosiven Sprint, dem Lippert nichts entgegensetzen konnte. Dritte wurde Antonia Niedermaier (Canyon SRAM). Diese Drei hatten das Finale des von heftigen Regenfällen begleiteten Meisterschaftsrennens bestimmt.
Liane Lippert (links), Meisterin Franziska Koch und Antonia Niedermaier.Foto: Arne Mill (Veranstalter)

Nach der Hälfte der insgesamt 134 km langen Distanz formierten sich 15 Fahrerinnen an der Spitze mit allen für den Titel in Frage kommenden Favoritinnen. Damit war die Vorentscheidung gefallen.

Titelverteidigerin Liane Lippert, Antonia Niedermaier, Romy Kasper, Hannah Ludwig, Linda Riedmann, Clara Koppenburg, Lin Teutenberg, Franziska Koch, Leonie Laubig, oder Rosa Klöser, die vor zwei Wochen das prestigeträchtigste Gravelrennen des Jahres in den USA gewann, fuhren geschlossen durch den strömenden Regen.

15 km vor dem Ziel nutzte Titelverteidigerin Liane Lippert die vorletzte Steigung nach Öfingen, um zu attackieren. Nur Franziska Koch und Antonia Niedermaier konnten dem explosiven Antritt der Friedrichshafenerin folgen und sie einholen. Die Medaillen würde das Trio unter sich ausmachen.

300 Meter vor der Ziellinie trat Franziska Koch aus der hinteren Position an und überraschte mit ihrem früheren Sprint. Lippert versuchte noch zu kontern, hatte aber keine Reserven mehr, so dass Franziska Koch souverän zum Titel fuhr. Beim Zeitfahren am Freitag ging sie noch leer aus, musste sich da noch mit dem undankbaren vierten Platz begnügen.

Lippert war zwar angetreten, zum vierten Mal den deutschen Meistertitel zu erobern. Sie gehörte auch zu den stärksten Fahrern im Feld, war aber nach ihrer langen Verletzungspause – bis Ende April konnte sie keine Wettkämpfe bestreiten – noch nicht bei ihrer Bestform angelangt.

Den vierten Platz des Straßenrennens sicherte sich – mit einer Minute Rückstand – Linda Riedmann (Visa-Lease a bike), die allein die Verfolgung aufnahm, aber das Spitzentrio nicht mehr einholen konnte. Romy Kasper (Human Powered Health) führte die nächsten Verfolger ins Ziel.

Die DM-Zweite im Zeitfahren der U23, Pia Grünewald vom zahlenmäßig stark vertretenen LKT Team Brandenburg, setzte sich im ersten Renndrittel allein an die Spitze, führte das Rennen über einige Kilometer an und hatte dabei einem Vorsprung von über einer Minute, ehe die Verfolgerinnen reagierten und die Ausreißerin zurückholten. Wenig später setzte sich die Gruppe mit allen Favoritinnen an die Spitze und diktierte das Renngeschehen.

Reaktionen:

Franziska Koch: „Ich bin selbst überrascht. Mein erster Gedanke war, ach gut, wir sind Drei, dann habe ich eine Medaille sicher. Im Finale hatte ich den Vorteil, dass ich eine kleine Lücke nutzen – und dann den Sprint voll anziehen konnte. Es macht mich sehr stolz, jetzt zwölf Monate das Meistertrikot tragen zu dürfen.“

Liane Lippert: „Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil ich den Titel gern verteidigen wollte. Ich komme aber direkt aus der Höhe. In der Sierra Nevada waren es 40 Grad und hier ist es so kalt, das hat mir auch was ausgemacht. Und ich bin dieses Jahr noch keinen echten Sprint gefahren. Aber Franzi war heute mega stark. Sie hat uns im Sprint überrascht.“

Antonia Niedermaier: „Mit dem dritten Platz heute bin ich zufriedener als gestern mit Rang zwei. Das Wetter hat mir nichts ausgemacht. Ich fahre gern im Regen. Gegen zwei  Top-Sprinterinnen im Finale hatte ich wenig Chancen. Aber ich bin glücklich, über den Podestplatz.“

 

Zweiter Titel für Joelle Messemer

Eine Woche nach ihrem Sieg bei den deutschen Bergmeisterschaften hat Joelle Messemer (RSC Linden) ihr zweites Meistertrikot gewonnen und bei den Straßenmeisterschaften der U19 die Konkurrenz erneut abgehängt. Sie siegte nach 76,7 Kilometern mit elf Sekunden Vorsprung vor Laura Nollau (RSV Chemnitz) und 40 Sekunden vor ihrer Teamkollegin Magdalena Leis (RSC Linden).

„Das Rennen ging relativ ruhig los. Als dann Magdalena und Laura attackierten wusste ich, dass es ernst werden könnte und bin mitgegangen,“ schildert die 17-Jährige die entscheidende Rennsituation. Das Trio arbeitete sehr harmonisch zusammen und baute seinen Vorsprung bei strömendem Regen komfortabel auf fast fünf Minuten bis ins Ziel aus.

Als Teamkollegin Magdalena Leis in der Endphase abreißen lassen musste, suchte Joelle Messemer die Entscheidung, attackierte eineinhalb Kilometer vor dem Ziel und konnte als Solistin den Zielstrich überqueren.

„Am letzten Anstieg nach Öfingen bekam ich Krämpfe, aber ich wusste, dass es nicht mehr lange bis ins Ziel ist und habe mich durchgebissen,“ erzählt die neue Meisterin, die für ihren Kampfgeist mit der Goldmedaille belohnt wurde.

„Joelle hatte schon bei der Berg-DM letzte Woche überzeugt, darum ist ihr Sieg keine Überraschung,“ sagte Bundestrainer Lucas Schädlich. Als sehr positiv bewertete er die frühe Attacke des Spitzentrios. „Sie haben das Rennen schwer gemacht und am Ende haben sich mit diesen Dreien die stärksten Fahrerinnen durchgesetzt.“

Schon Mitte Juli wartet die nächste Herausforderung auf Joelle Messemer. Dann will die 17-Jährige, die in Kaiserslautern das Sportgymnasium besucht, bei den Bahn-Europameisterschaften in Cottbus u.a. im Vierer auf Medaillenjagd gehen.

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