Wieder gaben die Akteure bei dem einstündigen Rennen auf dem virtuellen Stadtkurs von Innsbruck von Anfang an Vollgas. „Wenn du abgehängt bist, besteht kaum noch eine Chance nach vorn zu fahren“, sagt Romy Kasper, die das Auftaktrennen vor einer Woche gewinnen konnte. Sie verglich das computergesteuerte Rennen auf der Rolle mit „Playstation spielen für Radfahrer.“ Allerdings muss man eine ganze Menge Muskelkraft einsetzen. Chancenlos ist, wer einmal den Anschluss verpasst.
Die virtuelle Radsportwelt aufs Pedal zu bringen, ist auch nicht einfach. Es ergeben sich minimale Zeitverzögerungen. Startet man seinen Sprint so wie man es auf der Straße tun würde, ist es oft zu spät. Das weiß Tanja Erath nur zu genau.-Die studierte Medizinerin ist über einen Zwift-Talentwettbewerb vor drei Jahren zum Team Canyon SRAM gekommen, die ihr nach ihrem Sieg in diesem Swift-Rennen ein Vertrag angeboten hatten. Sie fährt also inzwischen viel mehr auf der Straße, liebt aber nach wie vor die Herausforderung in der virtuellen Welt. „Im Winter mache ich das sehr oft, man ist vom Wetter unabhängig und trifft Leute, denen man sonst nicht begegnet“, erzählt sie. Auch gegen ihren Onkel, den sie zufällig in der Challenge entdeckte, ist sie schon angetreten.
In der GCA-Liga am Samstag war das Rennen der Frauen im Finale von großer Taktik und nicht so sehr von der Geschwindigkeit geprägt, auch wenn Erath in der Spitze 445 Watt trat. Liga-Spitzenreiterin Romy Kasper (Gastfahrerin bei rad-net ROSE) versuchte mehrfach zu attackieren, so wie man es von ihr auch auf der Straße gewohnt ist. In der letzten Runde hatte Kasper einige Sekunden Vorsprung auf die Verfolgerinnen. Doch aufgrund der Windschattenregel auf Zwift hatten ihre Verfolgerinnen leichtes Spiel wieder aufzuschließen – eine Situation, die es in einem realen Radrennen nicht so einfach gegeben hätte. Und dann konnte Erath ihre ganze Routine ausspielen und das Rennen für sich entscheiden. Zweite wurde Romy Kasper vor Kerstin Pöhl (Belle Stahlbau). Somit war das Podium vom zweiten Rennen – wenn auch in anderer Reihenfolge – identisch wie in der Vorwoche.
Bei den Männern trennte sich sehr bald die Spreu vom Weizen. Wattzahlen um die 500 können nicht viele treten und so blieben am Schluss 38 Fahrer an der Spitze übrig. Und wie schon beim Eröffnungsrennen hatte der Bkie Aid Fahrer Lucas Carstensen die Nase vorn und setzte sich gegen Johannes Herrmann (Rad-Union 1913 Wangen) und Christopher Hatz (Hrinkow Advarics Cycleang) durch.
Hatz hatte an diesem Tag ein straffes Programm absolviert. Bereits am Vormittag war er in der österreichischen Bundesliga gestartet und hatte dort den achten Platz belegt.
Bester Junior im zweiten Rennen war Jan Marc Temmen (ROSE Team NRW), beste Juniorin Fabienne Jährig (Team RG Brandenburg Berlin).
In der Gesamtwertung baute Carstensen seinen Vorsprung weiter aus. Bei den Frauen bleibt Romy Kasper Spitzenreiterin.