Die fünfteilige Rennserie wurde von den Bundesliga-Fahrern des BDR aber auch von einigen Profis sehr gut angenommen und bot eine gute Alternative, weil man derzeit auf der Straße keine Rennen fahren kann. Fünf Wochen lang boten sich die Akteure im Internet einen harten Fight. Getreten wurde zu Hause auf der Rolle. Benötigt wurde ein Zwift-Account, um die erzielten Wattzahlen online auf den virtuellen Rennkurs zu übertragen. Das Finalrennen wurde der Original-Rennstrecke des WM-Kurses von 2019 im britischen Harrogate nachempfunden und kam vor allem Klassikerspezialisten entgegen. Die 13,8 km lange Runde musste dreimal umfahren werden (41,4 km) und bot kurze giftige Steigungen mit insgesamt 720 Höhenmetern.
Drei der fünf Rennen bevorzugten die Sprinter, einmal war ein schwerer Bergkurs im Programm, so dass jeder irgendwann seine Qualitäten ausspielen konnte.
Bereits seit dem ersten von fünf Rennen führten Lucas Carstensen (Bike Aid) und Romy Kasper (rad-net ROSE Team/Parkhotel Valkenburg) die Gesamtführung an und konnten ihre Führung mit dem Sieg am Samstag noch einmal ausbauen.
Carstensen gewann sein drittes Rennen im Sprint vor Philipp Plambeck vom KED Stevens Team Berlin und vor dem amtierenden deutschen Zeitfahrmeister der U23, Miguel Heidemann (Leopard Pro Cycling).
Der Hamburger freute sich über den Gesamtsieg und verriet, am Abend mit dem Zweitplatzierten, Philipp Plambeck, darauf anzustoßen. „Der wohnt um die Ecke, da werden wir mal ein Bierchen zusammen trinken.“
Carstensen kamen die Strecken der GCA-Liga entgegen. „Es gab vier Sprints, das liegt mir, wäre es öfter bergauf gegangen, hätte ich sicher nicht so gut abgeschnitten“, lacht der 25-Jährige, der schon einige Zwift-Rennen gefahren war und eine gewisse Erfahrung mitbrachte. „In der Abfahrt konnte man ruhig rollen lassen und ein wenig Luft holen,“ verriet der Dreifach-Sieger. „Auch die Ziellinie erreicht man früher, als es der Bildschirm anzeigt.“ Eine Verzögerung von zwei Sekunden ist Standard.
In der Spitze ist Lucas Carstensen übrigens über 1000 Watt gefahren, und das über zehn bis 15 Sekunden. Da kommt man ganz schön ins Schwitzen. Der Hamburger hofft, dass die Serie im kommenden Winter fortgeführt wird. „Das ist eine gute Sache in den Wintermonaten, wenn man nicht auf der Straße fahren kann,“ sagt Carstensen.
Romy Kasper ging kein Risiko ein. Ihr Vorsprung auf die Gesamtzweite Tanja Erath (Canyon SRAM) war zu gering, um es auf ein Sprintfinale ankommen zu lassen. So attackierte die Leipzigerin in der Schlussrunde und konnte einige Sekunden Vorsprung herausfahren. An ihrem Hinterrad hielt sich zunächst nur Hannah Fandel (Team Stuttgart) halten, die schließlich mit 27 Sekunden Rückstand den zweiten Platz belegte. Den Spurt der nächsten Verfolger gewann Tanja Erath. Kasper beendete die Serie mit drei Siegen und zwei zweiten Plätzen.
In der Mannschaftswertung der Frauen siegte nach fünf Renntagen das Team RSG Gießen Biehler, das bereits vor dem Finale uneinholbar an der Spitze lag. Die kompletten Ergebnisse werden wegen der Einspruchsfristen erst am Montag veröffentlicht.
„Ich wollte es nicht auf einen Sprint ankommen lassen, darum habe ich in der Schlussrunde attackiert, bin aber nicht Vollgas gefahren, um mir noch etwas Kraft zu sparen, falls es doch zum Sprint kommen sollte“, sagte Kasper nach dem Rennen. „Ich freue mich über diesen Erfolg, weil er mir zeigt, dass ich trotz Corona gut trainiert habe und fit bin.“
Kasper und Carstensen werden in den kommenden Wochen auch an den Einzelrennen teilnehmen, die der BDR auch nach dem Ende der GCA-Liga anbieten wird, so lange es keine Rennen auf der Straße gibt.
Sehr zufrieden mit der Premiere der Liga war BDR-Vize-Präsident Günter Schabel: „Wir gratulieren Lucas Carstensen und Romy Kasper zum Gesamtsieg,“ sagte Schabel, der sich alle fünf Rennen zu Hause am PC anschaute und begeistert war von der großen Resonanz bei Teilnehmern und Zuschauern. „Wir gönnen den Fahrerinnen und Fahrern jetzt erst einmal eine kleine Pause und freuen uns, dass wir die virtuellen Rennen nach einer Woche fortsetzen werden,“ verriet Schabel. Geplant sind erst einmal drei Klassiker, eine Gesamtwertung wird es aber voraussichtlich nicht geben.