„Gestern habe ich noch gesagt, dass es ein Traum wäre, dieses Trikot noch einmal tragen zu dürfen. heute wurde er Wirklichkeit. Wahnsinn,“ jubelte Emanuel Buchmann nach der Siegerehrung. „Die Meisterschaften der letzten Jahre haben mir immer gut gelegen. Im Training habe ich mich schon gut gefühlt, da schon gemerkt, es könnte was gehen. Als ich dann aber so früh allein vorn lag, habe ich schon gedacht, oh das ist noch weit, aber es hat ja gepasst. Wir hatten das stärkste Team am Start und konnten diese Überlegenheit ausspielen.“
„Eine Wahnsinnsleistung von Emanuel Buchmann,“ lobte BDR-Präsident Rudolf Scharping.
Es war ein typischer Klassikerkurs, auf dem die Meisterschaft 2023 entschieden wurde: 215 Kilometer, 2890 Höhenmeter, 370 pro Runde (26,7 km), die nach einer kurzen Anfahrt acht Mal umfahren wurde.
Die erste ernste Attacke initiierte Geburtstagskind Jonas Koch Ende der zweiten Runde, als er zusammen mit Miguel Heidemann (Leopard TOGT ProCycling) aus dem Feld rausfuhr. Kochs Teamkollege Emanuel Buchmann vom deutschen Renstall Bora-hansgrohe gesellte sich bald dazu, während Heidemann in der vierten Runde zurückfiel.
Hinter dem Spitzenduo kämpften zwei weitere Bora-Profis, Maximilian Schachmann und Titelverteidiger Nils Politt sowie Nikias Arndt (Bahrain Victorious) und Kim Heiduk (Ineos Grenadiers) um den Anschluss. Der Vorsprung der beiden Führenden betrug Ende der vierten Runde bereits eine Minute, wuchs in der fünften auf 1:16 an. Dann setzte sich Emanuel Buchmann, der schon 2015 in Bensheim Deutscher Meister wurde, allein an die Spitze. 75 Kilometer waren noch zurückzulegen, ein mutiges Unterfangen.
Im merklich zusammengeschrumpften Hauptfeld versuchte zunächst das Team DSM, mit sieben Fahrern ins Rennen gegangen, den Abstand zur Spitze zu verringern. Aber sie fanden kaum Unterstützung, denn Fahrer wie Jannik Steimle (Soudal Quick Step), Michel Heßmann (Jumbo Visma) oder Simon Geschke (Cofidis) waren alleine oder maximal zu Zweit in ihrem Team unterwegs und konnten gegen die Übermacht des deutschen Rennstalls Bora-hansgrohe wenig ausrichten.
Trotzdem gab es im weiteren Verlauf des Rennens immer wieder Positionsverschiebungen. Mal führte Georg Zimmermann (Wanty) eine größere Verfolgergruppe an, dann kämpften Jannik Steimle oder Simon Geschke (Cofidis) um den Anschluss.
Mit einem Vorsprung von 1:37 Minuten ging Emanuel Buchmann in die letzte Runde, gefolgt von einer 15-Fahrer starken Verfolgergruppe mit Jannik Steimle, Jonas Rutsch (EF Education Easypost) , Simon Geschke und Michel Heßmann, sowie den Bora-Fahrern Nico Denz, Lennard Kämna, Maximilian Schachmann und Nils Politt, die sich natürlich nicht an der Führungsarbeit beteiligten, um den Vorsprung ihres Teamkollegen Buchmann nicht zu gefährden. An der Bergwertung in Öfingen war der Vorsprung noch einmal auf über zwei Minuten angewachsen.
Und so konnte Buchmann – auch dank optimaler Führungsarbeit – seinen ungefährdeten DM-Triumph entgegenfahren. 150 Kilometer lag der 30-Jährige an der Spitze, die Hälfte davon allein. Das war schon eine sehr bemerkenswerte Leistung. Nico Denz als Zweiter und Maximilian Schachmann rundeten den überragenden Auftritt des deutschen Rennstalls Bora-hansgrohe an, die das komplette Podium besetzten.
„Das Finale war heute schon 150 Kilometer vor dem Ziel. Es war brutal schwer, ging hinten raus ging es sehr an die Reserven. Aber Emu hat es uns dann doch leicht gemacht“, sagte Denz im Ziel.
Und Maximilian Schachmann freute sich über seine zweite Bronzemedaille: „Ich habe heute betätigt, meine Form geht aufwärts. Es war ein extrem schweres Rennen, abgefahren, dass wir 145 Kilometer vor dem Ziel schon gesprungen sind, als wären wir auf der Zielgeraden.“
Zu Beginn des Rennens kam eine Spitzengruppe um Luca Dreßler vom Team Lotto-Kern Haus von der Rennstrecke ab, weil sie einem TV-Motorrad folgten, das vermutlich abkürzen wollte. Die Gruppe hätte im weiteren Verlauf des Rennens sicherlich keine Rolle gespielt, aber für die frühen Ausreißer hätte es ein vorzeitiges Ende bedeutet. Darum entschied die Jury, dass sich die Fehlgeleiteten wieder im Feld einreihen durften, auch wenn sie dadurch 20 Kilometer weniger fuhren als der Rest des Pelotons. Keiner von ihnen konnte sich später eine Top-Platzierung erkämpfen.
Die Deutschen Straßenmeisterschaften in Donaueschingen und Bad Dürrheim haben neue Maßstäbe gesetzt. Die äußeren Bedingungen dieser Titelkämpfe ließen es an nichts fehlen, die Organisation verlief nahezu reibungslos. An den sogenannten Hotspots an den Bergwertungen in Öfingen und Aasen versammelten sich Tausende Radsportfans und sorgten für das größte Radsportfest in der Region seit Jahren. Die Sauser Event GmbH hatte im Vorfeld der DM kräftig die Werbetrommel gerührt und Sportbegeisterte aus nah und fern in den Schwarzwald gelockt.
Auch der Fahrer, der bei den letzten deutschen Meisterschaften in Bad Dürrheim im Jahr 2001 siegte, war anwesend und verfolgte den Titelkampf: Jan Ullrich, der Tour-Gewinner von 1997.
bitte beachten Sie: diese Fassung wird später noch mit Zitaten ergänzt