Die Bilanz des Bundes Deutscher Radfahrer bei diesen Straßen-Weltmeisterschaften in Yorkshire fällt besser aus als vor einem Jahr: „Im Frauenbereich haben wir Top-Resultate eingefahren wie seit Jahren nicht mehr,“ freute sich BDR-Sportdirektor Patrick Moster. Plätze fünf und zehn im Zeitfahren der Frauen durch Lisa Klein und Lisa Brennauer, hinzu Platz neun im Straßenrennen durch Brennauer, das konnte sich sehen lassen.
Im U23- und Juniorenbereich überzeugten die deutschen Teams mit einer ebenso offensiven Fahrweise. „In den Nachwuchsklassen haben wir recht zufriedenstellend abgeschnitten, vor allem in der Kategorie der männlichen Junioren, die in diesem Jahr erfreulicherweise den Nations-Cup dominiert haben und mit Marco Brenner auch eine Bronzemedaille im Zeitfahren gewannen. Michel Heßmann wurde um Kampf gegen die Uhr Fünfter. Im Straßenrennen haben wir die Herausforderung als Mitfavoriten angenommen, aber das Rennen aufgrund fehlender Erfahrung und der langen Renndistanz unterschätzt“, befand der Pfälzer. „In der Klasse U23 wurden wir unter Wert geschlagen. Wir haben die Rolle des Mitfavoriten angenommen, konnten sie aber leider nicht umsetzen.“
Bei den Juniorinnen habe man in diesem Jahr die Prioritäten anders gelegt. Der Bahn-WM, die im August in Frankfurt/Oder im eigenen Land stattfand, habe man in der Vorbereitung mehr Aufmerksamkeit geschenkt. „Deshalb haben wir bei der Straßen-WM in Yorkshire schwächer abgeschnitten“, sagte Moster.
Bei den Elite Männern fuhr Tony Martin im Einzelzeitfahren auf Rang neun, was angesichts seiner Verletzungen als Folge des Sturzes bei der Vuelta ein gutes Ergebnis war. Martin sicherte dem BDR damit den zweiten Startplatz im Olympischen Einzelzeitfahren im kommenden Jahr in Tokio.
Für die zweite deutsche Medaille sorgten die starken Elite-Zeitfahrer in der Mixed-Staffel. Hinter den Niederlanden fuhren Tony Martin, Nils Politt, Jasha Sütterlin, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger in der Mixed-Staffel zu Silber.
Im Straßenrennen der männlichen Elite ging der BDR ohne eigentlichen Kapitän ins Rennen. „Unser Ziel war es, als Mannschaft stark aufzutreten, zu überzeugen und das Rennen mitzugestalten,“ sagte Moster vor der letzten WM-Entscheidung am Sonntag.
„In der Eliteklasse mussten wir verletzungsbedingt auf Maximilian Schachmann verzichten, der die Kapitänsrolle übernehmen sollte. Lennard Kämna war in Yorkshire nicht im Einsatz, wird aber in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen. Insgesamt befinden wir uns im Bereich der männlichen Elite gerade im Umbruch“, glaubt Moster, dass in den kommenden Jahren verstärkt jüngere Fahrer das Heft in die Hand nehmen werden. Das gilt auch für den Frauenbereich, wo mit Franziska Koch eine ganz junge Athletin (19 Jahre) am Start war und eine gute Leistung gezeigt hat.
In Straßenrennen am Sonntag zeigte der BDR ebenfalls herausragende Leistungen, die aber nicht mit einer Top-Ten-Platzierung belohnt wurden. In einem der schwersten Rennen des Jahres belegten John Degenkolb und Nils Politt am Ende die Plätze 15 und 19. „Ich hatte heute ein bißchen Magenprobleme, aber ich wusste, dass die Form gut war. Leider hat es für ganz vorne nicht gereicht“, sagte Degenkolb im Ziel.
Ich hatte leider in einem entscheidenden Moment Plattfuß. Das hat so viel Kraft gekostet, dass es dann vorbei war. Aber die Saison ist noch nicht zu Ende, nächste Woche geht es nach Münster und anschließend noch nach China“, meinte Pascal Ackermann. Und Nils Politt, der im Finale enorm für Tempo sorgte, um die Fluchtgruppe noch zu stellen, kommentierte: „Wir haben im Finale zu lange spekuliert. Als ich der Fluchtgruppe dann nachsetzte, war es leider zu spät.“
Trotz heftiger Regenfälle am Finaltag sorgten fast eine halbe Million Zuschauer entlang der Strecke für eine stimmungsvolle Kulisse dieser Straßenweltmeisterschaften.
Die großen Gewinner dieser Weltmeisterschaften waren die Niederlande mit zwei Gold,- vier Silber und zwei Bronzemedaillen. Sogar dreimal Gold gewannen die USA, die außerdem noch einmal Silber und zweimal Bronze mit nach Hause nahmen.
zum Foto: John Degenkolb nach dem Zieleinlauf. Foto im Rahmen dieser Berichterstattung frei