Die Radballer Bernd und Gerhard Mlady haben in Stuttgart WM-Premiere. „Wir machen uns natürlich vor allem selbst den Druck, in der Porsche Arena gut abschneiden zu wollen“, verrät Außenspieler Bernd Mlady. „Wir wollen eine gute Leistung bringen. Es ist zwar unsere erste WM, aber trotzdem wollen wir natürlich hier punkten.“ Dafür haben die Deutschen Meister aus Stein in der Vorbereitung akribisch gearbeitet, neben der Technik und Taktik auch konditionell, wie Torhüter Gerhard Mlady zu berichten weiß: „Ich habe in der Vorbereitung an Gewicht abgenommen, dadurch bin ich beweglicher im Tor, die Kondition ist besser, ich bin frischer und konzentrierter“, beschreibt Mlady nur einen Aspekt der Vorbereitung. „In taktischer Hinsicht“, erklärt sein Cousin Bernd, „spielen wir in der Regel einen eher offensiven Radball. Sicherlich ist man bei einer WM immer eher etwas vorsichtig, aber wir werden versuchen, so gut wie möglich unser offensives Spiel zu spielen und schönen Radball zu zeigen.“ Dass dieses Konzept durchaus aufgehen könnte, bestätigt Bundestrainer Jürgen King: „Wir sind zwar nicht in der absoluten Favoritenrolle, die haben wir in diesem Jahr an die Österreicher abgegeben. Aber wir sind in Lauerstellung. Und wenn die Mladys ihre Top-Leistung abrufen, haben auch sie die Möglichkeit, hier in Stuttgart den Titel zu holen.“
Lokalmatadorin Viola Brand rechtzeitig fit
Etwas höher schraubt dagegen sein Kollege Dieter Maute, Bundestrainer der Kunstradfahrer, die Erwartungen: „Im Moment bin ich sehr zuversichtlich, dass wir in eineinhalb Wochen bei der WM ein großes Wörtchen mitsprechen. Mein Ziel ist ganz klar: Wir möchten erstens alle Titel aus dem letzten Jahr verteidigen und den einen, den wir 2015 verloren haben, werden wir uns zurückholen.“ Zwar habe man, so Maute weiter, zu Beginn der Saison einige Verletzungsprobleme gehabt. Die seien aber alle ausgestanden und die Sportlerinnen und Sportler allesamt fit und in WM-Form.
Eine Athletin, auf die dies ganz besonders zutrifft, ist Lokalmatadorin Viola Brand. „Ich habe mir Anfang Mai drei Mittelfußknochen gebrochen. Daher konnte ich erst drei Wochen vor der ersten WM-Qualifikation zum ersten Mal wieder meine Kür durchfahren“, erzählt die Studentin von ihren Anfangsproblemen in der Heim-WM-Saison. „Ich habe dann natürlich selbst nicht mehr daran geglaubt, dass ich mich in diesem Jahr für die WM qualifizieren kann, weil die Konkurrenz sehr stark ist. Aber ich habe es trotzdem geschafft und bin darüber sehr glücklich.“ Im Hinblick auf ihre WM-Ambitionen zeigt sich die 22-Jährige entsprechend bescheiden: „Mein persönliches Ziel ist einfach, meine Kür hier gut durchzufahren, der Rest ergibt sich von selbst“, so Brand, die dennoch zum engsten Kreis der Titelaspirantinnen gezählt werden muss. Mental vorbereiten konnte sich die für den RSV Unterweissach startende Athletin auf die Heim-WM praktisch täglich: Von ihrem Wohnort in Schorndorf fährt sie auf dem Weg zur Uni in Hohenheim regelmäßig mit der S-Bahn an der Porsche-Arena vorbei.
Eine ähnlich kurze Anreise zur Weltmeisterschaft haben in diesem Jahr Max Hanselmann und Serafin Schefold aus Öhringen. Die 19- (Max) und 20-jährigen Kunstradfahrer vertreten neben den Titelverteidigern André und Benedikt Bugner (Klein-Winternheim) die deutschen Farben in der offenen Klasse und haben sich für die WM durchaus einiges vorgenommen. „Es ist ja erst unsere zweite Saison in der Elite-Klasse und im letzten Jahr sind wir nur hauchdünn an der WM-Qualifikation gescheitert. Deshalb haben wir diesem Jahr alles daran gesetzt, hier dabei zu sein. Eine Heim-WM ist eben etwas ganz Besonderes“, so Serafin Schefold. Sie hätten, ergänzt Kollege Max Hanselmann, sehr intensiv an Elementen wie den Standdrehungen gearbeitet und seien gut vorbereitet für den bislang wichtigsten Wettkampf überhaupt in ihrer noch jungen Karriere.
Zum engsten Favoritenkreis zählt im Einer der Männer WM-Titelverteidiger Michael Niedermeier. Selbstverständlich sei das Ziel ganz klar, in der Porsche-Arena zum dritten Mal ins Regenbogen-Trikot zu fahren. „Aber es ist jetzt nicht so, dass das ein Selbstläufer ist, nur weil ich den Titel schon zwei Mal habe. Stuttgart wird eine richtig heiße Nummer, die Konkurrenz ist sehr stark. Aber das macht es eben auch für die Zuschauer besonders attraktiv“, blickt der 25-jährige Jura-Student aus dem bayerischen Bruckmühl auf eine packende Entscheidung voraus.
Rossmann: Jeder BDR-Sportler eine Medaille
Ähnlich zuversichtlich wie seine Sportler und Trainer sieht Marco Rossmann als Vertreter des Bund Deutscher Radfahrer der WM in der Porsche-Arena entgegen: „Wir erwarten eine hochprofessionelle Veranstaltung und topmotivierte und professionelle Leistungssportler, die sich insbesondere in den letzten Wochen mit der Nationalmannschaft optimal und bis ins Detail auf diese Titelkämpfe vorbereitet haben.“ Zu den Erfolgsaussichten für das BDR-Team äußerte sich Rossmann ebenfalls optimistisch und erhofft sich eine Medaille für jeden der deutschen Teilnehmer. „Natürlich wären alle sechs Titel und dazu die jeweiligen Silbermedaillen im Kunstradfahren schön. Aber man muss da schon ganz klar sagen, dass die anderen Nationen aufgeholt haben und stark sind. Insbesondere im Einer der Frauen und im Radball. Ich denke aber, Ziel sollte sein, dass jeder unserer Sportler mit einer Medaille nach Hause fährt.“
WM-Zeitplan
Freitag, 2. Dezember 2016
18:30 – 22:00 Uhr
Eröffnungsfeier
Finale 4er-Kunstrad
Samstag, 3. Dezember 2016
19:00 – 22:00 Uhr
Radball Gruppe A
Finale 2er Kunstfahren offene Klasse
Sonntag, 4. Dezember 2016
13:30 – 17:00 Uhr
Radball Halbfinale und Finale
Finale 2er-Frauen
Finale Einzel
Qualifikationen finden im Vormittagsprogramm statt.
Weitere Infos: www.hallenrad-wm-2016.de