Medaillenchancen in fast allen Klassen
Der Bund Deutscher Radfahrer setzt bei den Straßen-Europameisterschaften 2024 auf einen bewährten Kader von ausgewiesenen Klassiker-Spezialisten. Angeführt wird die Mannschaft der Elite Männer von Nils Politt (UAE Team Emirates) und Maximilian Walscheid (Jayco – AlUla), der erst kürzlich mit Platz drei auf einer Etappe der Renewi-Tour von seinen Sprinterqualitäten überzeugte.
Nicht nur in der Eliteklasse der Männer ist die deutsche Mannschaft für die EM in Belgien gut aufgestellt.Foto: BDR

„Wir stehen mit einer sehr guten und sehr erfahrenen Mannschaft am Start, die für alle möglichen Strategien aufgestellt ist,“ blickt André Greipel, Teamchef der Profis, optimistisch auf die Titelkämpfe in der belgischen Region Limburg. Die 223 Kilometer lange EM-Strecke weist 1.273 Höhenmeter auf. Das ist nicht viel und lässt auf eine Sprintentscheidung schließen. „Die schwierigsten Passagen der Strecke liegen weit vor der Zielrunde,“ sagt Greipel und meint damit auch die insgesamt 40 km langen Kopfsteinpflaster-Passagen, sowie die beiden Steigungen Kolmontberg und Zammelenberg auf der Limburg-Schleife, die das Rennen bis zum Eintreffen auf den Rundkurs in Hasselt schwer machen.

John Degenkolb (dsm-firmenich – PostNL) soll als Road-Captain das deutsche Team leiten. Mit acht Startern hat die deutsche Mannschaft taktisch mehr Möglichkeiten, als beispielsweise bei den Olympischen Spielen, wo nur zwei Fahrer um die Medaillen kämpfen durften. „Eine klare Spitze legen wir vorher nicht fest, aber wir müssen in jedem Fall bei der Vorentscheidung dabei sein.“ so Greipel, der auch auf die Endschnelligkeit eines Niklas Märkl (dsm-firmenich-PostNL) hinweist, der zuletzt mit guten Leistungen überzeugte.

Nach 196 Kilometern wird das erste Mal das Ziel in Hasselt durchfahren. Dann sind noch 27 Kilometer bis zum finalen Sprint zurückzulegen, Zeit, mögliche Ausreißer zurückzuholen. Solle es zum erwarteten Sprint kommen, hofft Greipel, dass Max Walscheid dann dabei sein wird und um eine gute Platzierung kämpfen kann. Außerdem sind nominiert: Kim Heiduk (Ineos Grenadiers), Roger Kluge (rad-net Oßwald), Jonas Rutsch (EF Education-EasyPost) und Jannik Steimle (Q36.5).

Der deutsche Coach blickt zuversichtlich auf das Straßenrennen am nächsten Sonntag (15. September), weiß aber auch, dass es schwer wird, die Fahrer aus Belgien oder Frankreich zu schlagen. Und auch Weltmeister Mathieu van der Poel aus den Niederlanden hat seinen Start zugesagt.

Der gebürtige Neuwieder Max Walscheid hat in Belgien genau wie Nils Politt einen strammen Terminkalender. Beide bestreiten am Mittwoch das Einzelzeitfahren und werden auch in der Mixed-Staffel starten, die durch Jannik Steimle (Q36.5) ergänzt wird. Walscheid und Steimle gehörten schon 2023 zur Mixed-Staffel, die in den Niederlanden Bronze gewann.

Das Frauen-Trio der Mixed-Staffel tritt in der exakt gleichen Besetzung wie 2023 an: Franziska Koch (dsm-firmenich – PostNL), Lisa Klein (Lidl – Trek) und Mieke Kröger (RV Teutoburg Brackwede) wollen wieder eine Medaille gewinnen. Klein und Kröger bestreiten auch das Einzelzeitfahren, im Straßenrennen treten sie nicht an.

Dort setzt Bundestrainer André Korff auf die Deutschen Meisterin Franziska Koch, die mit der klassischen Strecke gut zurechtkommen dürfte. Und die DM-Zweite Liane Lippert (Movistar) hat nicht erst mit ihrem Etappensieg im Giro gezeigt, dass sie wieder absolute Weltklasse ist. Im letzten Jahr belegte sie bei der EM in den Niederlanden Platz sieben. Bahn-Olympiasiegerin Franziska Brauße (Ceratizit – WNT), Romy Kasper (Human Powered Health), Clara Koppenburg (EF – Oatly – Cannondale), Hannah Ludwig (Cofidis) und Lea Lin Teutenberg (Ceratizit – WNT) ergänzen das siebenköpfige Aufgebot. „Wir treten mit einer starken Mannschaft an, aber der Kurs ist sicherlich nicht ideal für uns,“ sagt Korff.

In der Kategorie Frauen U23, die anders als bei Weltmeisterschaften nicht gemeinsam mit der Elite startet sondern ein eigenes Rennen fährt, setzt der Bund Deutscher Radfahrer auf ein starkes Nachwuchsteam, angeführt von Antonia Niedermaier, die 2023 in den Niederlanden Silber im Zeitfahren der U23 gewann und auch in Belgien im Zeitfahren und im Straßenrennen eingesetzt wird, genau wie ihre Teamkollegin von Canyon – SRAM, Justyna Czapla. Im Straßenrennen starten außerdem Pia Grünewald (LKT Team), Hannah Kunz (UAE Development), Selma Lantzsch (Maxx-Solar – Rose) und Linda Riedmann (Visma – Lease a Bike).

In der Männerklasse U23 führen Niklas Behrens und Tim Torn Teutenberg (beide Lidl – Trek Future Racing) das sechsköpfige Aufgebot an.  Der deutsche U23-Meister und der ein Jahr ältere Teutenberg haben sich in dieser Saison schon in einigen internationalen Rennen bewährt und sind klare Podiumskandidaten. Julian Borresch (Rembe – Sauerland), Luca Dreßler (Lotto – Kern Haus – PSD Bank), Tobias Müller (rad-net – Oßwald) und Ole Theiler (Storck – Metropol) ergänzen das Team. Neben Behrens wird noch Moritz Czasa (rad-net – Oßwald) das Einzelzeitfahren bestreiten.

„Der Kurs ist anspruchsvoll, eine klassische Strecke, die uns entgegenkommt. Wir sind gut aufgestellt und hoffen auf ein erfolgreiches Abschneiden,“ sagt U23-Bundestrainer Ralf Grabsch.

Die Strecken der Zeitfahren sind bei allen Rennklassen mit Ausnahme der weiblichen Junioren gleich. 31,2 Kilometer lang und tellerfach ist der Parcours zwischen Heusden-Zolder und Hasselt.

Bei den Juniorinnen wird Kjara Reckmann (RC 1913 Wendelstein) das 13,3 km lange Einzelzeitfahren neben Messane Bräutigam (RSV Rheinzabern) und Julia Servay (RSC Biberach) bestreiten. Im Straßenrennen wird Reckmann nicht starten, dafür sind Magdalena Leis (RSC Linden), Caoilinn Littbarsky-Gray (RSC Turbine Erfurt) und Joelle Amelie Messemer (RSC Linden) nominiert. Bräutigam, Leis und Messemer fahren außerdem die Mixed Staffel.

„Wir hoffen nach Platz zwei im letzten Jahr diesmal auf eine ähnlich gute Platzierung in der Staffel,“ sagt Lucas Schädlich, Trainer der Juniorinnen. Im letzten Jahr gewann Hannah Kunz außerdem Bronze im Zeitfahren. Auf eine Podiumsplatzierung im Straßenrennen der Juniorinnen hofft Schädlich ebenfalls und nennt da vor allem Messane Bräutigam. „Das ist nach ihrer starken Saisonleistung möglich,“ so Schädlich.

Im Straßenrennen der Junioren setzt Bundestrainer Wolfgang Ruser auf den Cottbuser Paul Fietzke, der erst Ende August mit einem Sieg in der Trofeo Emilio Paganessi überzeugte. Neben dem DM-Zweiten Fietzke sind auch der deutsche Meister  Pepe Albrecht (RSV 54 Venusberg) sowie mit Benedikt Benz (JEGG-DJR Academy), Ian Kings (JEGG-DJR Academy) und Louis Grupp (RSC Linden) die Nächstplatzierten der DM nominiert. Grupp war zuletzt Gesamtvierter des Grand Prix Rübliland, eine der renommiertesten Etappenrennen im Nachwuchsbereich.

Benz, Fietzke und Kings werden das Einzelzeitfahren bestreiten, wo – wie bei den Juniorinnen, drei Startplätze möglich sind. Fietzke und Kings sowie Paul Felix Petry (Tuspo Weende) werden in der Junioren-Mixed-Staffel auf Medaillenkurs gehen, zu der Ian Kings schon 2023 gehörte.

Alle EM-Rennen werden in Heusden-Zolder gestartet. Das Ziel ist in Hasselt. Den Auftakt machen die Einzelzeitfahren am Mittwoch, die alle an diesem Tag stattfinden werden. Donnerstags stehen die Mixed-Staffel auf dem Programm, freitags die Straßenrennen der U23. Am Samstag kämpfen Junioren und die Elite Frauen um die Medaillen, am Sonntag die Juniorinnen und Elite Männer. Nach zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen hofft der Bund Deutscher Radfahrer diesmal wieder einen EM-Titel mit nach Hause nehmen zu können.

 

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