Vieles sei noch ungeklärt, beispielweise wie man anreist, wann man sein Quartier beziehen kann und welche Quarantäne-Bestimmungen gelten. Aber dies würde in den nächsten Wochen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund geklärt. Der Bund Deutscher Radfahrer wird in vier Sparten antreten: Bahn, BMX, Mountainbike und Straße, die wiederum in unterschiedliche Disziplinen eingeteilt sind. Aussichtsreiche Kandidaten für Medaillen und Top-Platzierungen gibt es in fast allen Bereichen, besonders aber auf der Bahn.
Obwohl der letzte große internationale Wettkampf, die Bahn-Weltmeisterschaften vor heimischer Kulisse in Berlin, mehr als ein Jahr zurückliegen, ist man beim BDR zuversichtlich, in Tokio erfolgreich abzuschneiden. „Die Vorbereitungen laufen planmäßig, auch wenn vermutlich der erste Weltcup in diesem Jahr wegen Corona wieder verschoben werden muss“, sagt Kurzzeit-Bundestrainer Detlef Uibel im Rahmen eines online-Pressegesprächs. Fallen weitere internationale Wettkämpfe aus, greife Plan B. „Die Motivation der Athleten ist hoch. Es herrscht kaum Zweifel, dass Tokio nicht stattfinden würde“, so Uibel, der interne Olympia-Ausscheidungen plant, falls offizielle Wettkämpfe abgesagt oder verschoben werden müssen. Zunächst ist ein Bahn-Lehrgang im französischen Hyères im Vélodrome de Toulon Provence Méditerranée geplant, eine Freiluftbahn, die alle Möglichkeiten einer optimalen Wettkampfvorbereitung bietet. „Dort können wir Corona konform trainieren“, sagt der Cottbuser. Interne Sichtungsrennen in Frankfurt/Oder und ein Grand Prix in Cottbus sollen im Mai folgen und dann schon international besetzt werden, wenn es die Corona-Bestimmungen erlauben. „Die Niederländer und Franzosen haben großes Interesse“, sagt Uibel.
Das Leistungsniveau der deutschen Bahn-Sprinter sei derzeit gut. „Es gab keine Ausfälle, alle sind einhundert Prozent belastbar.“ Internationale Vergleiche wären dennoch wünschenswert, auch wenn die gefahrenen Zeiten auf der Bahn viele Rückschlüsse auf die Form der Athleten zulassen. „Trotzdem ist es wie eine Wundertüte, wenn man so lange nicht auf die Konkurrenz getroffen ist“, weiß Uibel. „Die Rennfahrer sind ungeduldig, wollen Wettkämpfe, suchen die Konkurrenz.“
Im Teamsprint der Männer erhofft sich Uibel bis Tokio noch eine Steigerung. „Die WM in Berlin hat gezeigt, dass es noch Reserven gibt.“ Welche drei Athleten in Tokio an den Start gehen werden, das steht derzeit noch längst nicht fest. Denn die Nominierungs-Kriterien für Tokio wurden nach der Verschiebung von 2020 auf 2021 noch einmal modifiziert. Sportler, die sich in diesem Jahr gewisse Zeitfahr-Normen erfüllen oder einen großen Entwicklungsschritt gemacht haben, können noch das Olympia-Ticket lösen. „Da sind wir dem DOSB sehr dankbar, dass er so kooperativ war und wir so die besten Sportler nach Tokio schicken können,“ sagt Moster.
Bei den Frauen wird das Dream-Team von Berlin, die dreifache Weltmeisterin Emma Hinze, die Doppel-Weltmeisterin Lea Sophie Friedrich und Goldmedaillen-Gewinnerin Pauline Grabosch vermutlich nach Tokio reisen. Allerdings kommen nur zwei zum Einsatz, eine Fahrerin muss quasi auf die Ersatzbank. Wer das sein wird, muss Uibel in den nächsten Wochen nach Abstimmung mit dem Sportdirektor und dem DOSB entscheiden.
Nominiert wird in drei Schritten. Vermutlich werden die Bahnfahrer, die ihre Wettkämpfe erst in der letzten Olympia-Woche bestreiten, in der dritten Nominierungsrunde benannt.
Bahn-Verfolger Felix Groß, im letzten Herbst zweifacher Europameister der U23, ist gut durch die Corona-Pandemie gekommen und blickt zuversichtlich nach Tokio. Gerade ist er von einem Trainingslager auf Mallorca zurückgekommen, am Montag geht es bereits wieder zum Bahnlehrgang nach Frankfurt/Oder. Danach ist ein Höhentrainingslager in Mexiko geplant. Wegen der Corona-Bestimmungen sind diese Reisen mit viel Aufwand verbunden. Regelmäßige Tests vor der Abreise und nach der Rückkehr sind notwendig. Im Ausland selbst befinden sich die Athleten in einer Blase, haben keinen Kontakt nach draußen. „Auf Mallorca haben wir in einer Finca und nicht im Hotel gelebt und uns selbst versorgt,“ sagt Felix Groß, der sehr darauf hofft, dass die Olympischen Spiele in Tokio stattfinden können. „Ich freue mich sehr auf die Spiele. Noch einmal verschieben, das geht glaube ich gar nicht und würde uns sehr hart treffen. Wir haben auch in der Corona-Pandemie gut gearbeitet, darum hoffe ich, dass wir nach Tokio fliegen können,“ sagt der Leipziger und verfolgt ein großes Ziel: „In Tokio wollen wir mit dem Vierer um Bronze kämpfen.“
Foto: Konzentration vor dem Start: Die dreifache Weltmeisterin Emma Hinze und Bundestrainer Detlef Uibel hoffen auf die Spiele im Sommer in Tokio.
Foto: BDR (nur im Rahmen DIESER Berichterstattung kostenfrei nutzbar).