Luca Schwarzbauer ist einer der besten deutschen Mountainbiker. Er gehört zu jenen, die ihre ganze Kraft auf die Pedale bringen, holt alles raus, aus sich, aus seiner Rennmaschine. Neben der olympischen Disziplin Cross Country gehört er vor allem im Short Track zu den Besten, war 2023 Weltcup-Gesamtsieger in dieser Disziplin. Beim Weltcup-Auftakt in Brasilien konnte sich der Nürtinger im Cross Country auf dem elften Platz behaupten, liegt derzeit im Weltcup auf Rang neun.
Der aus Reudern bei Nürtingen stammende Mountainbiker startete in den letzten beiden Jahren richtig durch, ist in seinem Team Canyon CLLCTV zum Weltklassefahrer gereift.
„Er hat sich in den letzten beiden Jahren enorm gesteigert und gehört zur Weltspitze,“ freut sich Bundestrainer Peter Schaupp über die Leistungsentwicklung des 27-Jährigen.
Schwarzbauer war schon in jungen Jahren erfolgreich, gewann 2014 die Bronzemedaille bei der Junioren-WM, wurde Zweiter bei der EM und gewann die DM im Cross Country. Mountainbike ist seine Leidenschaft. Die Fahrt durchs Gelände, die Abwechslung zwischen kraftraubenden Anstiegen, technisch anspruchsvollen Abfahrten und trickreichen Parcours, das liegt ihm. „Seit ich als Kind mein erstes Mountainbike bekam, liebe ich diesen Sport und habe früh mein Talent dafür entdeckt.“
Doch Schwarzbauers Karriere geriet ins Stocken. „2015 habe ich komplett vergeigt, habe viele Fehler gemacht,“ erinnert er sich. Das Training lief nicht optimal, seine Ernährung war alles andere als Sportler gerecht, Schwarzbauer neigte sogar zur Magersucht und spielte sogar mit dem Gedanken, seine hoffnungsvolle Karriere vorzeitig zu beenden. „Ich hatte als ganz junger Rennfahrer ein gutes Level, aber nach meinem Tief hat es Jahre gedauert, bis ich wieder dort anknüpfen konnte. Ich musste mich peu à peu wieder hocharbeiten.“
Er hat es geschafft und ist heute stärker denn je. Vor allem im letzten Jahr beeindruckte er mit großartigen Erfolgen. Er gewann drei Weltcups im Short Track, der Sprintdisziplin im Mountainbike und sicherte sich zum Jahresende auch die Gesamtwertung. „Ich hatte letztes Jahr viel Druck, aber ich war auch extrem motiviert,“ sagt er. Denn es standen Vertragsverhandlungen mit seinem Rennstall Canyon an. Da musste und wollte er Leistung zeigen. Der zweite Platz in Leogang, was nicht unbedingt zu seinen Lieblingstrecken zählt, und der Erfolg in Andorra nennt er die Highlights der Saison 2023.
Im letzten Jahr hat er auch am Testrennen auf dem Olympiaparcours von Paris teilgenommen. „In Paris erwartet uns nicht unbedingt die klassischste Mountainbike-Strecke,“ urteilt Schwarzbauer. Es sei ein Kurs, der aber sehr fernsehtauglich sei, und darauf käme es bei Olympia ja an. „Der Kurs ist nicht besonders technisch, hat aber ein paar knifflige Stellen. Wenn man da zu schnell ist, wird’s gefährlich,“ sagt der Nürtinger. Man braucht in jedem Fall Kraft, um vorn bestehen zu können. „Und man muss klettern können,“ sagt er. Und das liegt Schwarzbauer.
Im Winter hat er hart gearbeitet und die Basis für eine erfolgreiche mögliche Olympia-Teilnahme geschaffen. Und weil er in der letzten Saison fleißig Punkte gesammelt hat, konnte er sich leisten, im Frühjahr nicht überall Vollgas zu fahren. „Der richtige Aufbau für Paris, der ist enorm wichtig. Da darf man im Vorfeld nicht überpacen“, weiß er.
Weil das Fahrerfeld bei Olympischen Spielen viel kleiner ist als bei Weltcups, ist eine Top-Ten-Platzierung leichter zu schaffen als in den Weltcups. „Aber an der Spitze wird sich nicht viel ändern, da werden die Stärksten um die Medaillen kämpfen.“
Neben seinem Sport absolviert der 25-Jährige das Studium zum Wirtschaftsingenieur an der Hochschule in Esslingen, unweit seiner Heimat Nürtingen, wo er noch immer viel Zeit im Elternhaus verbringt, wenn er nicht gerade mit seinen Kollegen trainiert. „Aber die meiste Zeit bin ich sowieso unterwegs,“ sagt der Biker.
Im kommenden Winter will er sich wieder auf sein Studium konzentrieren und an der Hochschule in Esslingen seinen Masterabschluss in Fach Wirtschaftsingenieur machen. Der Masterstudiengang soll anschließend folgen. Denn irgendwann ist es vorbei mit der Sportlerkarriere. Da will Schwarzbauer vorsorgen.
Jetzt haben aber erst einmal die Olympischen Spiele in Paris Vorrang.
Im Porträt
Luca Schwarzbauer privat
Welchen Traum möchtest du dir im Leben noch erfüllen?
Eine Familie gründen. Im Endeffekt geht es mir darum, zufrieden zu sein und etwas Gutes in der Welt zu schaffen. Das hängt dann ganz von der momentanen Lebenssituation ab. Weniger philosophisch: Ich möchte ein tolles Haus kaufen/bauen/renovieren und das an einem schönen Ort.
Was ist für dich ein perfekter Tag?
Ein schöner Wintertag, nicht zu kalt, etwas Sonne, die Saison ist noch ein Stück entfernt und damit auch der Druck. Es steht eine längere Grundlagentour auf dem Programm. Langes Frühstück mit Freundin, dann Kaffee mit einem Trainingspartner, es geht los, es gibt ein Ziel in dreistündiger Entfernung. Dort wird ein Stopp beim Bäcker gemacht, dann Heimfahrt, die letzte halbe Stunde in der Dämmerung, gutes Essen, Cyclocross Rennen dabei schauen und das wars.
Welche Überschrift möchtest du gern einmal von dir lesen?
„Luca Schwarzbauer holt WM-Gold“ oder „Olympia-Medaille für Luca Schwarzbauer“.
Mit wem möchtest du an der Hotelbar mal ein Bier oder einen Cocktail trinken?
Mit Peter Vajkoczy (Gehirnchirurg) oder einem Fußball Top-Manager.
Was ist dein Lieblingsfrühstück?
Verschiedene Brötchen (Wecken im Schwabenland) mit allerlei Aufstrichen süß und salzig (vegetarisch). Aber eigentlich esse ich immer Porridge mit Obst und Magerquark.
Was ist deine Lieblingsserie auf Netflix?
Babylon Berlin, aber das ist keine Netflix-Serie. (Habe kein Netflix, tendenziell ARD und ZDF-Mediathek.)
Was ist dein Lebensmotto?
Eine gewisse Balance zu wahren/aufzubauen. „Keep/built the balance“ (In verschiedenen Lebensbereichen)