Road to Paris: Emma Hinze
Die Olympischen Spiele in Paris rücken näher. Der BDR präsentiert in dieser Serie Sportlerinnen und Sportler, die für die Spiele nominiert wurden. In der heutigen Folge stellen wir Emma Hinze vor, die in Paris in den Kurzzeitdisziplinen auf der Bahn starten wird.
Foto: BDR

Mit zwei gewonnen Goldmedaillen war Emma Hinze eine der Stars den letzten Bahn-Weltmeisterschaften in Glasgow. Nun will sie in Paris nach Olympischem Edelmetall greifen.

Emma Hinze ist seit den Bahn-Weltmeisterschaften in Berlin im Februar 2020 ein Star auf dem Oval. Die gebürtige Hildesheimerin ist inzwischen achtfache Weltmeisterin, gewann Olympisches Silber in Tokio, hat sechs Goldmedaillen bei Europameisterschaften gesammelt und holte 2023 alle vier Titel in den Kurzzeit-Disziplinen bei den Deutschen Bahnmeisterschaften in ihrer Wahlheimat Cottbus.

„Emma hat eine unglaubliche Willensstärke. Sie hat alles, was eine Sprinterin braucht: Schnelligkeit, Ausdauer, Biss“, sagt Bundestrainer Jan van Eijden über seine Athletin. Dieser Wille zum Sieg, der treibt sie immer wieder an. Aber sie hat auch gelernt, auf ihren Körper zu hören, verzichtet lieber auf eine Medaillenchance, statt sich zu überfordern.

So sagte sie im letzten Winter die lukrative Champions League ab. „Mein Körper sagte mir, dass ich die Akkus wieder aufladen sollte. Seit drei Jahren habe ich auf keinen großen Wettkampf verzichtet“, erklärte sie die Nichtteilnahme.

Emma Hinze verspürt aktuell mehr Druck, als zu Beginn ihrer Laufbahn, aber das hat sie inzwischen im Griff, hat daran mental gearbeitet. Als dreifache Weltmeisterin war sie bei den Olympischen Spielen in Tokio gestartet und stand sehr unter Beobachtung. „Alle sind voll gegen mich gefahren, jeder wollte mich schlagen. So eine Situation kannte ich vorher nicht. Aber daraus habe ich gelernt,“ sagt Hinze, und glaubt, dass es in Paris besser laufen wird, dass sie lockerer an die Sache rangeht.

Begonnen hat ihre Karriere zu Hause in Hildesheim auf der Straße. Aber schnell merkte Hinze, dass ihr der Bahnsport deutlich mehr liegt. Das Straßenrad nutzt sie nur noch zu Trainingszwecken, um Ausdauer aufzubauen. Sie fährt gern über die Dörfer, auch wenn sie den Spreewald sehr mag. „Aber um da hinzukommen, muss ich durch die ganze Stadt fahren. Deswegen ist es nicht meine Lieblingsstrecke,“ sagt sie. Die meiste Zeit trainiert sie ohnehin auf der Bahn oder im Kraftraum. Ein bis zwei Einheiten pro Tag, drei bis sechs Stunden an sechs Tagen die Woche.

Ihre ersten internationalen Erfolge feierte Emma Hinze 2014, als sie zusammen mit Doreen Heinze Junioren-Europameisterin im Teamsprint wurde. 2016 holte sie ihren ersten Titel in der Eliteklasse, wurde Deutsche Meisterin im Keirin. Bei den Bahn-Europameisterschaften 2018 errang sie mit Miriam Welte Bronze im Teamsprint wie auch bei den Weltmeisterschaften 2019. 2020 gelang dann der große Coup bei der Heim-WM in Berlin, wo sie dreimal Gold gewann: im Teamsprint, im Keirin und im Sprint. Danach folgte Gold im Sprint und Teamsprint in 2021, im Teamsprint 2022 und im Teamsprint und Zeitfahren 2023. Außerdem ist sie sechsfache Europameisterin.

Dass sie einmal Kristina Vogel überholen könnte, die mit elf WM-Siegen die erfolgreichste Bahnfahrerin überhaupt ist, daran verschwendet Emma Hinze keinen Gedanken. „Jeder Weg ist unterschiedlich, jeder Mensch ist unterschiedlich,“ sagt sie. Es seien andere Zeiten, meint die 26-Jährige. „Es hat in den letzten Jahren große Sprünge gegeben, die Siegerzeit von Rio würde heute nicht einmal mehr reichen, um sich fürs Olympische Sprint-Finale zu qualifizieren,“ sagt Hinze.

Trotz der harten Olympia-Vorbereitung findet die Wahl-Cottbuserin auch noch Zeit für andere Dinge. Im Winter 2022/23 absolvierte sie erfolgreich ein Trainerausbildung beim Bund Deutscher Radfahrer, außerdem hat sie zusammen mit Lebensgefährte Maximilian Levy die Nachwuchsserie „Sprinte wie Emma Hinze“ ins Leben gerufen. Ziel der Nachwuchsliga ist es, den Kurzzeit-Nachwuchs zwischen 15 und 19 Jahren zu fördern und neue Talente zu entdecken. „Ich möchte nicht nur über Nachwuchsförderung reden, sondern aktiv etwas tun diese mitgestalten,“ sagt sie. Die Serie findet großen Anklang bei Sportlern und Nachwuchstrainern, sie ist hoch professionell aufgezogen, es gibt Leadertrikots und lukratives Preisgeld. Was Emma Hinze anpackt, das macht sie richtig.

Jetzt aber ist der Fokus allein auf Paris gerichtet: Dort hat sie ein großes Ziel: Olympisches Gold. Offen aussprechen wird sie das aber nie, denn Emma Hinze ist abergläubisch. Aber sie sagt auch: „Ich jage meinem Traum vom Gold weiter nach. Ich habe noch eine Rechnung offen mit den Spielen.“ In Tokio raste sie zusammen mit Lea Friedrich zur Silbermedaille. In Paris will sie  – zusammen mit Lea Friedrich und Pauline Grabosch – ganz oben aufs Treppchen.

Im Porträt

Team RSC Cottbus/Track Team Brandenburg

Geb.:  17. 09. 1997 in Hildesheim

Wohnort: Cottbus

Olympia-Teilnahme: 1 (Tokio)

 

Erfolge: 

2014: 1. Junioren-WM – Teamsprint (mit Doreen Heinze), 3. WM 500-Meter-Zeitfahren, 1. J-EM Teamsprint (mit Doreen Heinze), 2. EM Sprint, 1. J-DM Keirin, 500-Meter-Zeitfahren, Teamsprint (mit M. Winkelblech)

2015: 1. J-WM  Sprint, Keirin und Teamsprint (mit Pauline Grabosch), 2. J-WM  500-Meter-Zeitfahren, 1. J-EM  Keirin, Sprint, 500-Meter-Zeitfahren, Teamsprint (mit Grabosch), 1. J-DM Keirin, Sprint, 500-Meter-Zeitfahren, Teamsprint

2016:  Deutsche Meisterin – Keirin

2018:  1.  Weltcup in Minsk  Teamsprint (mit Grabosch), 3. EM  Teamsprint (mit Miriam Welte),  1. DM Keirin

2019: 3. WM Teamsprint (mit Miriam Welte), 2. EM Teamsprint (mit Friedrich), 1. Weltcup in Minsk Keirin, 1. Weltcup in Hongkong Teamsprint (mit Grabosch),  1. DM  500-Meter-Zeitfahren, Teamsprint (mit Miriam Welte)

2020: 1. WM Sprint, Keirin, Teamsprint (mit Friedrich und Grabosch)

2021: 2. Platz Olympische Spiele  Teamsprint (mit Friedrich), 1.WM  Sprint, Teamsprint (mit Friedrich und Grabosch), 1. GWUCI Track Champions League – Kurzzeit

2022:   1. Nations’ Cup in Milton Sprint, Teamsprint (mit Friedrich und Grabosch), 1. DM Sprint, Keirin, 500-Meter-Zeitfahren, Teamsprint (mit Friedrich und Sandra Hainzl), 1. EM  500-Meter-Zeitfahren, Sprint, Teamsprint (mit Friedrich, Grabosch), 1. WM Teamsprint (mit Friedrich und Grabosch), 2. WM 500-Meter-Ztf, 3. WM Sprint

2023: 1.  WM   500-Meter-Zeitfahren, Teamsprint (mit Friedrich und Grabosch), 1. EM  500-Meter-Zeitfahren, Teamsprint (mit Grabosch, Friedrich und Alessa-Catriona Pröpster), 1. DM  Keirin, 500-m-Zeitfahren, Sprint und Teamsprint (mit Friedrich und Grabosch)

2024: 1. Europameisterschaft Teamsprint (mit Grabosch und Friedrich), 3. EM Sprint 7. EM Sprint

Emma Hinze privat

Welchen Traum möchtest du dir im Leben noch erfüllen? Ein erfülltes, positives Leben zu führen und zufrieden zu sein.

 

Was ist für dich ein perfekter Tag? Guter Schlaf, erfolgreiches Training, leckeres Mittagessen und danach Zeit mit Max verbringen.

 

Mit wem möchtest du an der Hotelbar mal ein Bier oder einen Cocktail trinken? Mit all meinen Freunden und Familienmitgliedern, die ich lange nicht gesehen habe.

 

Was ist dein Lieblingsfrühstück? Sauerteigbrot mit Avocado und pochierten Eiern.

 

Was ist deine Lieblingsserie auf Netflix? Haus des Geldes.

 

Was ist dein Lebensmotto? Perfektion ist mein Lebensmotto. 😅

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