BDR-Olympia-Kandidaten - Folge 21

Lara Lessmann, jahrelang die Nummer 1 im deutschen Lager der BMX-Freestyler, hat Konkurrenz bekommen. Kim Lea Müller aus Remscheid in Westfalen hat mit zwei Silbermedaillen in den letzten beiden Jahren bei den Europameisterschaften für Furore gesorgt und wird jetzt auch den BDR bei den Olympischen Spielen in Paris vertreten.

„Ich bin sehr stolz auf diese Silbermedaillen“, sagt sie. Vor allem, dass sie 2023 genauso erfolgreich war wie ein Jahr zuvor in München. „München, das ist einfach so passiert,“ sagt sie. „Damit hatte ich nicht gerechnet. Und es war schon ziemlich cool, was ich damals abgeliefert habe.“

Dass ihr das nur ein Jahr später erneut glückte – wieder belegte sie Rang zwei hinter der Tschechin Iveta Miculycova – das war nicht unbedingt zu erwarten und deshalb umso schöner. Auch bei Weltmeisterschaften hat sie abgeliefert, war 2022 Vierte und im letzten Jahr in Glasgow Zehnte.

BMX Freestyle Park ist eine junge, eine hippe Sportart, die auch in Deutschland immer mehr Fans gewinnt. Die Tricks der Athletinnen und Athleten werden immer schwieriger, immer gewagter. Wer international vorn mitmischen will, der muss etwas riskieren. Das weiß auch Kim Müller und probiert sich ständig neu aus. Im Training landet sie bei der Übung neuer Tricks meist in einem sanften Schaumstoffbett, das Stürze abfedert und schwere Verletzungen verhindert.

So können waghalsige Übungen so lange probiert werden, bis sie sitzen. Kim hat sich noch nie ernsthaft verletzt, noch nie einen Knochen gebrochen. Vielleicht ist sie dadurch in ihren Bewegungen unbeschwerter, riskiert mehr.

Kim Lea Müller, die über ihren Vater Michael zum BMX-Sport kam, ist eine Frohnatur, sie lächelt immer, ist offen und umgänglich. Dabei liebt sie es gar nicht, im Rampenlicht zu stehen.

Zunächst gehörte ihre Leidenschaft dem Hockey, eine Sportart, die Zwillingsschwester Alina immer noch betreibt. Ihr Vater, früher selbst BMX-Fahrer, hat sie gelegentlich zu Veranstaltungen mitgenommen und irgendwann wollte Kim das auch probieren, bekam ihr erstes Rad und legte los. Das ist jetzt erst sieben Jahre her und seitdem geht es mit ihrer Karriere ständig bergauf. Auch ein Auslandsaufenthalt in Australien konnte ihre Begeisterung für BMX nicht bremsen.

Zu Hause in Remscheid sind die Trainingsbedingungen nicht optimal, da es keine geeignete BMX-Bahn in der Nähe gibt. Da fährt Kim Müller lieber nach Eindhoven in den Niederlanden oder in die Eifel ins kleine Örtchen Birresborn, wo es eine BMX-Halle gibt.

Fünf bis sechs Tage in der Woche trainiert sie, und dann meist so drei bis vier Stunden. Daneben absolviert Lea Müller ein Fernstudium an der DHGS, der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport.

In der heißen Wettkampfphase aber rückt der Sport absolut in den Mittelpunkt. Die amtierende deutsche Meisterin möchte bei den Olympischen Spielen weit vorn landen. Aber schon bei diesem Großereignis dabei sein zu können, findet sie „cool“ und trainiert fleißig neue Tricks. „Ich versuche aber auch, bestehende Elemente sicherer zu machen.“ Dazu gehören der Backflip, der Truckdriver oder der 360-Can-Can, den springt sie am liebsten. Und vielleicht gelingt ihr in Paris mit einem perfekten Auftritt eine ähnliche Überraschung wie 2022 in München.

Im Porträt

Kim Müller privat