Road to Paris: Julian Schelb
Die Olympischen Spiele in Paris rücken näher. Der BDR präsentiert in dieser Serie Sportlerinnen und Sportler, die in Paris an den Start gehen werden. In der heutigen Folge stellen wir Julian Schelb vor, der in Paris im Mountainbike antreten wird.
Julian Schelb trainiert für Olympia.Foto: BDR (Muth)

Mountainbiker sind oft flippige Leute. Julian Schelb gehört eher nicht dazu. Er ist sehr bodenständig, seiner Heimat im Schwarzwald verbunden. Dort kennt er jede Straße, jedes Waldstück, das sich mit dem Bike befahren lässt. Seit seinem sechsten Lebensjahr fährt Schelb Mountainbike, das sind mehr als Zweijahrzehnte. Schon früh wurde er Teil der Junioren-Nationalmannschaft, gewann bereits 2010 bei der MTB-WM in Mount Saint Anne in Kanada seine erste Medaille, Bronze im Cross Country der Junioren. Die Lust hat er bis heute nicht verloren, allerdings auch Krisenzeiten durchlebt.

„Nach 2013 hatte ich eine schwierige Zeit, hatte mit Allergien zu kämpfen,“ erinnert er sich. Das Radfahren fiel ihm schwer, irgendwann ging auch die Leidenschaft verloren. „Ich habe meinen Vertrag bei Multivan Merida vorzeitig aufgelöst, war kurz davor, völlig mit dem Sport aufzuhören,“ sagt der 31-Jährige. Aber das tat er zum Glück nicht, sondern ging einen Schritt zurück, fuhr nur noch gelegentlich und fand schließlich über MTB-Marathon langsam wieder Spaß am Radfahren. Geholfen hat ihm in dieser Zeit auch seine Arbeit als Zimmermann. So musste er nicht ständig an den Sport denken. Auch heute, wo er längst wieder zur absoluten Biker-Elite gehört, bestimmt die Arbeit zumindest einen Teil seines Lebens. „Für mich ist das die perfekte Lösung, die beste Art, den Kopf frei zu kriegen und mal nicht ans nächste Rennen zu denken.“

Seine Arbeitszeit hat er seit einiger Zeit reduziert, um wieder genug Zeit für den Mountainbike-Sport zu haben. Sein Arbeitgeber, der Montagebetrieb Gutmann in Grunern, zieht da mit und die Kollegen drücken die Daumen, wenn Julian wieder international über die Bikerstrecken heizt. Und das tat er zuletzt sehr erfolgreich und hat längst wieder erkannt: „Mountainbike ist mein Leben.“

Zwölfter war er bei den MTB-Weltcups in Nove Mesto und Val di Sole, in Crans Montana belegte er Rang fünf und war Zweiter im Short Track. Herausragend auch seine Ergebnisse bei den Europameisterschaften in Rumänen. Von dort kehrte er mit zwei Medaillen heim: Silber im Short Track und Bronze im Cross County. Aber die nationale Konkurrenz zeigte sich auch stark: Allein bei der EM schafften es vier BDR-Fahrer in der Elitekasse in die Top-Ten. Maximilian Brandl wurde Fünfter, David List Sechster und Leon Kaiser Zehnter. Und alle machten sich Hoffnungen auf die zwei begehrten Olympia-Startplätze. Am Ende fiel die Wahl auf Luca Schwarzbauer und Julian Schelb.

„Die Anspannung war in den letzten Wochen hoch. Es war eine sehr harte Quali,“ sagt Julian Schelb. „Letztes Jahr waren wir nicht so stark, aber in diesem Jahr sind alle richtig gut in Form gekommen. Es war viel Druck in den sechs Qualifikationsrennen,“ sagt der Münstertaler. „Ich bin froh, dass es jetzt entschieden ist, und ich mich auf die Spiele konzentrieren kann“, meinte er, nachdem seine Nominierung für Paris feststand. „Das ist das Highlight in einer Sportkarriere.“

Nach den Erfolgen im Weltcup träumt Julian Schelb von einer Olympischen Medaille. „Das wäre natürlich das absolute Traumergebnis, aber wenn ich es unter die Top-Ten schaffe, dann wäre ich schon zufrieden.“

Um ein gutes Ergebnis in Paris zu erreichen, hat er sich nach dem letzten Weltcup in Crans Montana ins Wallis zum Höhentrainingslager zurückgezogen. „Ich muss den Fokus wieder finden,“ sagt er mit Blick auf Paris. Ablenkungen kann er keine gebrauchen. Mit dem Straßenrad sorgt er für die Grundlage, die andere Hälfte der Zeit sitzt er auf dem Mountainbike, trainiert Intervalle und Intensitäten. An seiner Seite, Freundin Steffi Häberlin, eine erfolgreiche Radsportlerin aus der Schweiz, die unlängst die Tour de Suisse bestritten hat und auf der Schlussetappe Fünfte wurde. Sie ist aber ebenfalls eine passionierte Mountainbikerin und unterstützt  ihren Freund auf seinem Weg nach Paris.

Es dauert nicht mehr lang, dann wird der Traum von Olympia für Julian Schelb endlich Wirklichkeit.

 

Im Porträt

Team: STOP&GO Marderabwehr
Geb.: 20.11.92 in Breisach
Wohnort: Münstertal
Olympia-Teilnahme: 0

Erfolge:
2010: 1. Platz Junioren-Weltcup Champery, 3. Platz WM Junioren
2013: 2. Platz Weltcup Mt St Anne U23, Vize-Weltmeister U23 (XCO)
2014: 5. Platz Weltcup Sprint Cairns
2018: 1. Platz DM Marathon
2019: 1. Platz Rothaus Bike Giro Gesamtwertung, 2. DM Marathon
2020: 24. Platz WM XCO Elite
2021: 1. Platz Marathon Extrême sur Loue, 1. MTB Bundesliga Gedern
2024: EM-Dritter XCO, EM-Zweiter Short Track, 2. Weltcup Crans Montana Short Track, 5. Weltcup Cross Country Crans Montana, 12. Weltcup XCO Nove Mesto, 12. Weltcup XCO Val di Sole

 

Julian Schelb privat

Welchen Traum möchtest du dir im Leben noch erfüllen? Ein Haus bauen.

Was ist für dich ein perfekter Tag? Ausschlafen, frühstücken, eine lange Radtour in den Bergen und abends mit Freunden grillen.

Welche Überschrift möchtest du gern einmal von dir lesen? „Schelb holt WM-Medaille“

Mit wem möchtest du an einer Hotelbar gern mal ein Bier trinken? Mit Tadej Pogacar

Was ist dein Lieblingsfrühstück? Brot mit Honig

Was ist deine Lieblingsserie bei Netflix? Habe ich keine bestimmte, ich zappe immer mal so durch.

Was ist dein Lebensmotto? „Immer den Spaß dabei behalten.“

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