Road to Paris: Liane Lippert
Die Olympischen Spiele in Paris rücken näher. Der BDR präsentiert in dieser Serie Sportlerinnen und Sportler, die gute Aussichten haben, in Paris am Start zu stehen. Die endgültige Nominierung erfolgt durch den Deutschen Olympischen Sportbund im Juli. In der heutigen Folge stellen wir Liane Lippert vor.
Titelverteidigerin bei der Straßen-DM der Frauen: Liane LippertFoto: BDR

Vielleicht erfüllt sich am Samstag ein Wunsch von Liane Lippert: Die Titelverteidigerin der Deutschen Straßenmeisterschaft hat sich bei der Frage, welche Überschrift sie gern einmal von sich lesen möchte, geantwortet: „Liane Lipperts erster Sieg nach langer Verletzungspause.“  Denn dass sie zum dritten Mal in Folge Deutsche Meisterin werden will, steht außer Frage, schließlich ist Liane Lippert eine der besten deutschen Straßenfahrerinnen. Normalerweise wäre sie schon in diesem Frühjahr bei den Klassikern um Siege oder Podiumsplatzierungen gespurtet, aber in diesem Jahr war alles anders.

Im Dezember wurde ein Ermüdungsbruch im Oberschenkelhalsknochen diagnostiziert und zwang die Deutsche Meisterin zu einer langen Pause. Eine kurzzeitige Rückkehr aufs Rad zu Beginn des Jahres war falsch, darum zogen Lippert und ihr Team die Reißleine. Absolutes Fahrverbot bis der Bruch völlig ausgeheilt war und Lippert wieder schmerzfrei fahren konnte. Sechs Wochen dauerte das, Lippert lief teilweise an Krücken, die schwindende Muskulatur baute sie in mühsamen Reha-Behandlungen wieder auf. Statt in den Ardennen-Klassikern, die sie so liebt, am Start zu stehen, stand Muskelaufbau auf dem Plan. Die Klassiker konnte sie nur im Fernsehen verfolgen.

Im Februar begann sie wieder mit leichtem Training, im April ging sie in die Höhe der Sierra Nevada, um neben Grundlagen auch in Intervallen zu trainieren. Ende April stand sie vor ihrer ersten Bewährungsprobe, der Spanien-Rundfahrt und wusste nicht, was sie erwartet nach einer so langen Pause. „Ich war für alles offen, Hauptsache Rennen fahren,“ sagte sie. Vergleichsmöglichkeiten vor der Vuelta gab es schließlich keine. Und dann konnte sie in Spanien gut mithalten. 13 Renntage hat sie bisher nur bestritten, aber dort zeigte sich, dass es weiter aufwärts geht.

In einem weiteren Höhentrainingslager hat sie an der Form für den Sommer gearbeitet. Neben der Verteidigung des Deutschen Meistertitels in Bad Dürrheim hat sie zwei große Ziele: die Olympischen Spiele in Paris und im Anschluss daran direkt die Tour de France. Dabei muss sie variabel sein. Denn die Strecke in Paris, die eher einem Klassikerkurs ähnelt, verlangt vor allem Kraft, für die Tour ist aber auch Bergfestigkeit wichtig, die ebenfalls trainiert werden muss. „Ich denke, man muss einen Kompromiss finden. Es wird für alle schwer,“ weiß die erfahrene Rennfahrerin, die bereits seit ihrem achten Lebensjahr im Rennsattel sitzt.

Der internationale Durchbruch gelang ihr 2016, als sie in der Bretagne Europameisterin bei den Juniorinnen wurde. „Ich durfte vorher bei der Thüringen-Rundfahrt der Frauen mit einer Ausnahmegenehmigung als Juniorin starten. Das hat mich stark gemacht für diese EM“, erinnert sie sich. Und doch kam der Sieg überraschend. Noch im selben Jahr unterzeichnete sie einen Vertrag beim niederländischen Team Sunweb.

Schon 2018, in ihrer zweiten Saison in der Frauenklasse, wurde sie Deutsche Meisterin, als sie die letzte Chance nutzte,  zu einer Spitzengruppe vorzustoßen und das Rennen für sich zu entscheiden. „Das kann ich gut, zum Schluss explosiv beschleunigen und alle abhängen.“ Ihre Spezialität: Steile Schlussrampen, wie sie etwa bei den Ardennen-Klassikern vorkommen. Aus dem Sattel gehen, beschleunigen, den Power-Output halten – dies kann sie wie keine andere.

Deshalb heißen ihre Lieblingsrennen Flèche Wallonne und Amstel Gold Race. Rennen, die sie in diesem Jahr nur als Zuschauerin verfolgen konnte. Aber sie wird weitere Gelegenheiten bekommen, in diesen Rennen zu zeigen, was in ihr steckt.

Jetzt stehen erst einmal die Olympischen Spiele im Fokus. Die Kopfsteinpflasterstücke am Montmatre, die kleinen, aber giftigen Steigungen, die liegen ihr. Da wird sie – ihre Nominierung vorausgesetzt – alles geben, um am Ende vielleicht Olympische Geschichte zu schreiben.

 

Im Porträt

Team: Movistar Team

Geb.:  13.01.98 in Friedrichshafen

Wohnort: Friedrichshafen

Olympia-Teilnahme:  1 (23. in Tokio)

 

Erfolge:

2016    1.  J-EM Einer Straße, J-DM Berg

2018:   1. DM Einer-Straße, 1. Nachwuchswertung Internationale Thüringen-Rundfahrt, 1. Ma-Zeitf. Giro, 1. Ma-Ztf. Tour of Norway, Gesamtwertung, eine Etappe und Nachwuchsw. Lotto Belgium Tour, 1. Ma-Zeitfahren Vuelta, 3. WM Ma-Zeitfahren Straße

2019:   1. Nachwuchswertung Lotto Belgium Tour

2020:   1 Cadel Evans Great Ocean Road Race, 1. Bergwertung und Nachwuchswertung Santos Women’s Tour

2021:   2. EM Straßenrennen

2022:   1. DM Straße, 1. Nachwuchsw. Tour de Romandie

2023:   1. DM Straße, Etappensiegerin Tour de France femmes,  Etappensieg  Tour de Romandie Féminin,  Tre Valli Varesine Race

2024:  31. Vuelta, 8. Burgos-Rundfahrt

 

Liane Lippert privat

Was ist für dich ein perfekter Tag? Eine kleine Ausfahrt mit dem Rad in ein Café, dann gemütlich in der Sonne sitzen. Sonne ist an einem perfekten Tag wichtig! Zeit mit der Familie und Freunden verbringen und lecker essen.

Welche Überschrift möchtest du gern einmal von dir lesen? Liane Lipperts erster Sieg nach langer Verletzungspause

Mit wem möchtest du an einer Hotelbar gern mal einen Cocktail trinken? Sorry, da fällt mir niemand ein.

Was ist dein Lieblingsfrühstück? Erst was salziges, Brot mit Ei oder Omelett, danach was süßes, Brot mit Honig, Joghurt mit Früchten und guter Kaffee.

Was ist deine Lieblingsserie bei Netflix?  Habe ich nicht

Was ist dein Lebensmotto? Ich habe kein Lebensmotto, finde aber man sollte immer das positive sehen und die kleinen Momente genießen!

BDR-Sponsoren
BDR-Förderer