Wenn Max Brandl entspannen will, geht er am liebsten in den Garten. Der Mountainbiker umgibt sich gern mit Pflanzen, baut auch ein wenig Gemüse an im heimischen Garten in Freiburg. Den teilen sich Brandl und seine Freundin Lynn, die als Fotografin bei seinem Team Lexware arbeitet, mit drei weiteren Paaren, die alle in dem Mehrfamlienhaus leben und eine gute Nachbarschaft pflegen. Max Brandl schreinert auch gern, tüftelt, bastelt in der wenigen Freizeit. Er mag die Arbeiten mit Holz, aber dazu ist im Augenblick wenig Zeit. Der Mountainbiker hat ein großes Ziel vor Augen, die Olympischen Spiele in Tokio.
Der 23-Jährige Brandl ist der Natur sehr verbunden. Und darum liebt er auch den Radsport. „Im Training entdeckt man Flecken, an die ein Normalbürger fast nie hinkommt. Im Umkreis von 50, 60 Kilometer um meinen Wohnort kenne ich alle möglichen Trainingsrouten“, erzählt der 24-Jährige, der viel auf den großen Trails mit dem Mountainbike unterwegs ist, aber genauso gern auf der Straße trainiert. Dort trifft er viele Gleichgesinnte: mal Simon Geschke, mal Heinrich Haussler oder Jasha Sütterlin und natürlich viele Mountainbiker, die in und um Freiburg leben. „Wir haben eine super Community, verabreden uns in einer Whatsapp-Gruppe, so dass man fast nie allein trainiert,“ erzählt Brandl, der bereits in frühen Kindertagen viel Rad gefahren ist. „Wir haben als Familie viele Touren unternommen,“ sagt Brandl und berichtet von seinen ersten Erfahrungen auf der „Langstrecke“ im zarten Alter von sieben Jahren. „Wir sind zur Oma nach Ebermergen geradelt. Die erste Etappe ging gleich über 100 Kilometer, und ich war die treibende Kraft,“ erinnert er sich, schon früh Spaß und Ehrgeiz auf dem Rad entwickelt zu haben.
Aufgewachsen ist Brandl in Sendelbach. Das gehört zu Lohr am Main und dort ist der Radsportverein RV Viktoria Wombach ansässig, dem sich Maximilian Brandl bald anschloss. Dort legt man den Fokus auf den Mountainbike-Sport, so dass sich auch der junge Maximilian im Gelände probierte und Gefallen daran fand. „Mountainbike liebe ich noch mehr als die Straße“, verrät er. „Wir Mountainbiker sind ein recht sympatisches und hilfsbereites Völkchen.“ Wann immer er mal auf einem seiner Trainingssstrecken auf den MTB-Trails im Schwarzwald Defekt bekommt, ist sofort jemand zur Stelle und bietet seine Hilfe an. Auch darum mag er die Biker-Szene.
Bereits 2020, in seiner ersten Saison in der Eliteklasse, zeichnete sich ab, dass Max Brandl durchstarten wird. Der Freiburger ist längst in der Weltspitze angekommen, konnte sich schon in großen Rennen behaupten, als er noch U23-Fahrer war. Das dokumentieren seine zwei deutschen Meistertitel in der Eliteklasse in den Jahren 2019 und 2020. In diesem Jahr belegte er Platz vier.
Auch international hat der 24-Jährige schon beachtliche Resultate erzielt: „Mit dem dritten Platz hat Max Geschichte geschrieben“, sagte Daniel Berhe, Chef des Kirchzartener Lexware-Teams, als Max im letzten Jahr beim Weltcup in Nove Mesto nach dem Short Track auf dem Treppchen stand. „Wir sind jetzt in der Weltspitze angekommen und zwar nicht mehr im Nachwuchsbereich, sondern in der Elite“, so Berhe und freut sich, dass Brandl seinen Vertrag beim MTB-Team Lexware bis 2024 verlängert hat.
Beim ersten Aufeinandertreffen der Weltspitze nach mehr als einem Jahr Pause aufgrund der Corona-Pandemie gab es vor der Doppelveranstaltung in Nove Mesto im letzten Jahr viele Unsicherheiten bei Max Brandl. Der Freiburger hatte den Trainer gewechselt und seinen Trainingsumfang deutlich gesteigert. Wie würde sich das auf die Wettkämpfe auswirken? Die Zweifel waren vergessen, nachdem er sich beim Doppel-Weltcup in seinen ersten Eliterennen in Nove Mesto im Herbst letzten Jahres als Neunter und Elfter platzieren konnte und damit sein großes Potenzial andeutete. In den Short-Track-Rennen sprintete Brandl sogar auf die Ränge fünf und drei. Es war das erste Top-drei-Ergebnis eines Deutschen im Weltcup seit Jahren. „Das ganze Training hat sich gelohnt. Meine Entscheidungen waren offenbar die richtige“, freute er sich damals.
Seit 2015 ist Max Brandl auf dem Mountainbike erfolgreich, gewann seinen ersten Deutschen Meistertitel in der Juniorenklasse. 2017 und 2018 wurde er Meister in der Kategorie U23, 2019 und 2020 Champion in der Eliteklasse. Von allen Meistertiteln ist ihm der Erfolg 2019 noch in bester Erinnerung. Es war der erste in der Eliteklasse und er fand vor heimischer Kulisse in Wombach, seinem Heimatverein statt. Den Jubel seiner Fans, den hat Brandl bis heute nicht vergessen. In diesem Jahr verpasste er als Vierter knapp das Meisterschaftspodest.
Nach Tokio blickt er voller Optimismus: „Ich kenne die Strecke nicht, aber ich kann mich gut anpassen, habe mich schon informiert und glaube, dass mit dieser Parcours liegt,“ sagt er.
Im Porträt
Geb: 25.6. 1997 in Filderstadt
Wohnort: Freiburg
Team: Lexware MTB/RV Viktoria Wombach
Gr.: 1,85/ 75 kg
größte Erfolge:
2013: 3. DM Jugend CC
2015: 1. DM (Junioren) – Cross Country, 1. EM (Junioren) – Team, 3. EM (Junioren) – Cross Country, 2. WM (Junioren) – Cross Country
2016: 3. Deutsche Meisterschaft (U23) – Cross Country
2017: 1. DM U23 – Cross Country, 3. WM (U23) – Cross Country
2018: 1. Elite-Rennen MTB-Bundesliga Gedern, 2. MTB-WM Mixed-Staffel, 1. DM U23 Cross Country
2019: 1. DM Elite Cross Country, 3. EM Cross Country, 2. Weltcup U23 Les Gets, 3. Weltcup U23 Snowshoe, 5. WM U23 Cross Country, 12. WM Staffel
2020: 1. DM Elite Cross Country. 3. Weltcup Shorttrack (2) Nove Mesto, 5. Weltcup Shorttrack (1) Nove Mesto, 9. Weltcup XCO (2) Nove Mesto, 11. Weltcup XCO (1) Nove Mesto, 12. WM XCO Leogang, 1. Rothaus Bike Giro incl. 2 Etappensiege, 6. EM Staffel
2021: 19. Weltcup Cross County Albstadt, 4. DM Cross Country
Max Brandl privat
Was war dein bisher schönster sportlicher Erfolg? Die erste WM-Medaille, die WM-Medaille in der U23, aber auch mein erster Deutscher Meistertitel in der Eliteklasse und das vor heimischer Kulisse in meinem Heimatverein.
Was motiviert dich? Der Spaß am Radfahren, mit dem Team unterwegs zu sein, zu erkennen, dass die Taktik aufgeht, die man sich zurechtgelegt hat.
Welche Vorbilder hast du? Keine konkreten. Mich motivieren Menschen, die sehr erfolgreich sind, aber dabei auf dem Boden geblieben sind.
Deine Lieblingsfächer in der Schule? Mathe und Physik.
Was ist dein Lieblingsessen? Nudeln in verschiedensten Varianten, aber ich bin da sehr offen.
Nenne deine persönliche Stärke/Schwäche. Ich kann sehr gut Nebensächlichkeiten ausblenden und mich auf das Wesentliche konzentrieren. Und ich kann mich gut durchbeißen im Rennen aber auch sonst. Meine Schwäche ist meine Rationalität, ich bin manchmal zu wenig emotional.
Auf was möchtest du nie verzichten? Auf eine intakte Natur! Ich liebe es, in der Natur zu sein.
Welchen Traum möchtest du dir im Leben noch erfüllen? Einen großen Garten und eine Werkstatt haben, wo ich alles bauen, pflanzen und ausprobieren kann, was ich mag.
Was ist für dich ein perfekter Tag? Gutes Wetter, entspannt frühstücken, eine Radtour machen, anschließend Zeit im Garten verbringen und was Schönes kochen.
Welche Überschrift möchtest du gern einmal von dir lesen? Brandl holt Olympiamedaille in der Heimat.