Stark präsentierte sich Greipel in den letzten Wochen, feierte Etappensiege in Luxemburg und der ZLM-Tour. Rechzeitig vor der Tour präsentiert sich der 32-Jährige in blendender Verfassung. „Wenn ich die letzten tausend Meter sehe, dann kann ich noch mal das letzte Körnchen aus mir herausholen. Ich wusste, dass meine Form gut war, ich hatte keine Probleme am Berg,“ sagte Greipel im Ziel und dankte Teamkollege Marcel Sieberg. „Er hat mir den Sprint perfekt vorbereitet. Ich bin sehr sehr glücklich, dass ich den Titel verteidigt habe.“
Die deutsche Straßenmeisterschaft der Elite ist ein Ereignis, bei dem die Fahrer der zweiten Reihe auf die Konkurrenten der ersten Liga treffen. Darum gehen besonders Zweitdivisionäre hoch motiviert in das Titelrennen, das ihnen die Chance bietet, sich gegen die deutschen Stars der Profiszene durchzusetzen. Einmal besser sein als Tony Martin oder John Degenkolb, dafür kämpften auch am Sonntag mehrere Dutzend Fahrer und versuchten sich in Szene zu setzen. Das Team Stölting war allein mit 15 Fahrern am Start; rad-net Rose schickte 14 Fahrer ins Rennen. Beide Teams zeigten sich in den 206 km langen Rennen sehr offensiv.
Der 17,2 km lange Rundkurs um Baunatal in Nordhessen wies topgraphisch keine besonderen Schwierigkeiten auf, doch die kühle Witterung und der zu Beginn des Rennens vor allem in den Kurven nasse und rutschige Fahrbahnbelag boten nicht die optimalsten Bedingungen. Die Fahrer von Giant-Shimano setzten sich schon früh an die Spitze des Feldes, ließen zwar eine kleine Ausreißergruppe ziehen, kontrollierten aber das Tempo im Feld.
In der neunten von insgesamt zwölf Runden spielte Tony Martin seine Zeitfahr-Qualitäten aus, setzte sich allein vor das Feld und jagte den Ausreißern hinterher, die er auch einholen konnte. Immer wieder verschärfte Martin das Tempo und riss die Spitzengruppe, in der u.a. der frischgebackene Zeitfahrchampion der U23, Nils Politt (Team Stölting) und sein Teamkollege Christian Mager, sowie Mario Vogt vom Team rad-net fuhren, völlig auseinander. Nach und nach fielen die Ausreißer zurück ins Feld, nur Grischa Janorschke (Altenkunststadt/Team Voralberg) konnte mit Martin mithalten, als es in die Schlussrunde ging.
Doch das Hauptfeld machte Tempo, besonders aktiv das Team Giant-Shimano um Kittel und Degenkolb und das Team rad-net Rose. Auch Jens Voigt zeigte sich an der Spitze. Er war in seiner langen Karriere, die im Herbst 2014 enden soll, noch nie deutscher Meister. 15 Kilometer vor dem Ziel war Tony Martins Flucht beendet. Fünf Kilometer später attackierte Paul Voss, gefolgt von John Degenkolb und Paul Martens, der es später ein zweites Mal versuchte, gemeinsam mit MaximilianWerda vom Team Stölting. Für Top-Favorit Marcel Kittel war zu diesem Zeitpunkt der Traum vom Meistertitel geplatzt. Er musste wegen Wadenkrämpfen kurz vor dem Ziel die Konkurrenz ziehen lassen und fiel zurück. Als sich vorn die schnellsten Männer vorn versammelten, um zum finalen Sprint anzusetzen, war er nicht mehr dabei.
