Das Trio hatte sich drei Runden vor Schluss aus einer 13 Fahrer starken Ausreißergruppe abgesetzt, nachdem Pascal Ackermann die Initiative ergriff. „Nach einer Kurve lag ich plötzlich vorn, Viviani und Lampaert konterten und gingen mit. Das war so überhaupt nicht geplant, aber unsere einzige Chance, denn wenn die Verfolger von hinten wieder herangekommen wären, dann wären wir leer ausgegangen“, sagte ein erschöpfter Ackermann im Ziel. „Das war heute das härteste Rennen der Saison, ein richtiges Männerrennen,“ so der 25-Jährige.
Im 172 km langen EM-Rennen ging es von Anfang an zur Sache. Kein gemütliches Einfahren, wie man es bei Weltmeisterschaften oft erlebt. „Das war unsere Strategie und sie ist auch aufgegangen“, sagte Jens Zemke, Sportlicher Leiter der deutschen Männermannschaft in Alkmaar. „Unser Plan war, das Rennen von Anfang an in die Hand zu nehmen, und wir waren auch gut vertreten. Die Italiener hatten allerdings noch einem Mann mehr in der Spitzengruppe und sind das Rennen ebenfalls sehr offensiv angegangen“, sagte Zemke. „Das war ein brutales Rennen heute, dreieinhalb Stunden auf Anschlag.“
Der enge und kurvenreiche Kurs in Alkmaar verlangte höchste Konzentration. Die deutsche Mannschaft spielte von Beginn an eine wichtige Rolle, machte das Rennen schnell und eliminierte Konkurrenten, die am Ende des Feldes den Anschluss verloren. Als der Vorsprung der 13 Ausreißer schmolz, war die Attacke der späteren Medaillengewinner ihre einzige Chance. „Die Holländer haben hinten mächtig Gas gegeben, wollten unbedingt den Zusammenschluss, das konnten wir nur so verhindern,“ sagte der Bora-hansgrohe Fahrer.
„Das war heute alles andere als ein typisches Sprinterrennen,“ sagte Europameister Elia Viviani bei der Pressekonferenz. „Als wir zu Dritt vorn lagen, meinte er (Viviani) nur, „oh nein, und ich dachte dass wird heute eine Sprintentscheidung.“
Dazu kam es in Alkmaar nicht. Der Belgier Yves Lampaert wusste, dass er gegen Viviani und Ackermann keine Chance im Sprint haben würde und attackierte 3000 Meter vor dem Ziel. Viviani ging mit, Ackermann konnte nicht mehr. Dann zog Viviani auf der Zielgeraden vorbei und gewann den EM-Titel vor Lampaert. Ackermann kämpfte sich mit neun Sekunden Rückstand als Dritter ins Ziel. „Ich wusste keine Zeitabstände, ich war völlig kaputt und dachte nur, hoffentlich holen sie mich nicht noch ein.“
Über die Bronzemedaille konnte er sich dann wirklich freuen. „Hätte ich den Sprint gegen die Beiden verloren, hätte mich das enttäuscht, aber so habe ich diese Medaille hart erkämpft und bin glücklich.“