Abschied von Helmer Boelsen
Die Radsportwelt nimmt Abschied von Helmer Boelsen, einem der ganz großen Sportjournalisten seiner Zeit. Er verstarb am Mittwochmorgen im Kreise seiner Familie in Neu-Isenburg im Alter von 90 Jahren.

Helmer Boelsen hat fast ein halbes Jahrhundert den Radsport beruflich begleitet und nahm bis zum Schluss regen Anteil am Radsportgeschehen. Noch am Sonntag fieberte er mit John Degenkolb mit, als der in den USA um den WM-Titel kämpfte. Der Klassikerjäger war einer der vielen Gäste auf Boelsens 90. Geburtstag im Januar. Dass er seinen Sieg bei Paris-Roubaix noch miterleben konnte, machte ihn genauso stolz wie Jan Ullrichs Tour-Sieg 1997 in Paris, wo er am Vorabend bei Ullrich am Bett saß. Dem Radsport gehörte seine Leidenschaft. Mehr als 30 Mal hat er die Tour de France besucht und 45 Mal die Straßen-Weltmeisterschaft, zuletzt 1999 in Verona. Als Rudi Altig 1966 auf dem Nürburgring Weltmeister wurde, war Boelsen als Pressechef tätig. Er schrieb Bücher über die Großen des Radsports, war aber auch auf dem Fußballplatz zu Hause, insbesondere wenn es um „seine“ Eintracht ging.  Bis zum Ende seines Berufslebens arbeitete er bei der Frankfurter Rundschau und danach noch viele Jahre als Kolumnist für verschiedene Zeitungen. Den Frankfurter Tour-Helden Dietrich Thurau hat er als Journalist entdeckt, aber auch Rolf Gölz, und er freute sich, dass er John Degenkolb nach seiner Heirat mit Laura Lange einen „Frankfurter Bub“ nennen konnte. Den Frankfurter Radklassiker hat er nie ausgelassen, war in diesem Jahr noch am Vorabend bei der Präsentation der Fahrer anwesend.

Helmer Boelsen hat den Radsport geliebt, aber sich nicht mit ihm gemein gemacht. Was ihn auszeichnete, war sein echtes Interesse an den Menschen, die ihn betrieben. Beim früheren Henninger Turm hat er selten das Profirennen begleitet, sondern lieber am Hainer Weg den Nachwuchs beobachtet. Er schaute hinter die Kulissen, aber er war kein „Enthüllungsjournalist“. Schlagzeilen waren ihm nicht wichtig, Effekthascherei hasste er und es ärgerte ihn maßlos, dass sich kaum noch eine große Tageszeitung die Mühe macht, sich um die Basis zu kümmern, und dass die Dopingproblematik in den letzten Jahren mehr im Mittelpunkt stand als der Sport.  „Gott sei Dank, geht mich das alles nichts mehr an“, pflegte er dann zu sagen.

In den letzten Wochen verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rapide. Am 30. September hörte sein Herz auf zu schlagen. Mit Helmer Boelsen verliert der deutsche Radsport einen seiner großen Fürsprecher.

 

zum Foto: Helmer Boelsen zusammen mit Jan Ullrich.

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