1991 bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Colorado Springs stand Uibel erstmals als Bundestrainer am Oval. Seitdem haben fast unzählige Athletinnen und Athleten mit dem ehemaligen Sprinter gearbeitet, der zu seinen aktiven Zeiten 1981 WM-Bronze gewann.„Immer mit dem Kopf durch die Wand, und möglichst da, wo diese am dicksten ist“, sagte René Wolff mal über Uibel. Der Erfurter, heute selber Sprint-Trainer in den Niederlanden, trainierte schon als Junior erfolgreich bei Uibel. 2004 gewann er Gold im Teamsprint bei den Olympischen Spielen in Athen, ein Jahr später feierten Wolff und Uibel zusammen in Los Angeles den letzten WM-Sieg eines deutschen Sprinters.
„Es war anfangs eine sehr schwere Zeit, da ich mich in ein völlig anderes System integrieren musste. Die Tatsache, dass der Sprint in der damaligen DDR sehr populär und erfolgreicher als in der damaligen BRD war, war sicherlich ein großer Vorteil. Es war auch schwer, weil es anfangs nur 2-Jahres-Verträge gab und somit eine längerfristige Perspektive nicht erkennbar war“, erinnert sich Uibel.
Seit seiner ersten Stelle als Frauen-Bundestrainer 1991 gewannen Uibels Sportler – natürlich mit Hilfe der Heimtrainer, wie er betont – elf Olympia-Medaillen (zwei Olympia-Siege), 65 WM-Medaillen (darunter 22x Gold) sowie fast 100 EM-Medaillen. Damit ist Uibel in der Summe sogar erfolgreicher als der legendäre Gustav Kilian. Der „Goldschmied“ holte zwischen 1960 und 1977 16 Gold-, 13 Silber- und sieben Bronzemedaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften.
Die Olympia-Gold-Fahrt 2004 von Wolff zusammen mit Jens Fiedler und Stefan Nimke ist Uibel als einer der ganz besonderen Momente in Erinnerung geblieben. „Der dreifache Titelgewinn von Kristina Vogel 2014 bei der WM ist auch ein absoluter Höhepunkt. Das sind einmalige Ergebnisse, die sich nicht so einfach wiederholen lassen“, so Uibel, der nach einem langen und erfolgreichen Abend auf der Bahn gerne mal eine Zigarre ansteckt.
Nur ungern erinnert er sich dagegen an die Spiele 2012 in London, als er kurz vor dem Finale den verletzten Stefan Nimke aus dem favorisierten Teamsprint-Trio auswechseln musste. „Diese Entscheidung war für Stefan und für mich sehr hart und emotional kaum wiederzugeben.“
In der Öffentlichkeit und bei seinen Sportlern ist Uibel für seinen direkten Umgangston bekannt, manchmal gefürchet. „Etwas mehr Wille zur Diplomatie würde ihm manche Grabenkämpfe ersparen. Aber er ordnet als Vollbluttrainer alles dem Sport unter“, sagte der dreifache Olympiasieger Jens Fiedler aus Chemnitz über Uibel, der immer geradlinig seinen Weg gegangen ist und sich auch von einschneidenden Erlebnissen im Privatleben nie ausbremsen ließ. Uibel: „Mir ist es gelungen, viele Tugenden aus DDR-Zeiten, in das neue System zu integrieren: Anerkennung der allgemeinen Trainingsprinzipien, Planungssicherheit, Konsequenz bei Umsetzung, Disziplin.“
Kristina Vogel, die seit 2012 mit Uibel Olympia-Gold und sechs WM-Titel gewann, schätzt die Zusammenarbeit sehr. „Für Herrn Uibel ist kein Wettkampf derselbe. Obwohl er schon so lange dabei ist, leidet er immer mit – manchmal mehr als wir Sportler. Er ist sehr konsequent, manchmal stur, aber nie nachtragend“, sagt die Erfurterin über den Bundestrainer. Auf beide – Uibel und Vogel – warten in diesem Jahr mit der WM in London und den Spielen in Rio zwei weitere Höhepunkte, bei denen die Medaillenbilanzen weiter aufpoliert werden können und sollen.
zum Foto: Detlef Uibel mit den Olympiasiegerinnen im Teamsprint, Miriam Welte (links) und Kristina Vogel. (Abdruck in Verbindung mit diesem Text honorarfrei)