Kristina Vogel hat den Rekord der Australierin Anna Meares eingestellt: Mit dem Sieg im Einzelsprint im Finale gegen die Australierin Stephanie Morton erhöhte die Erfurterin ihre Medaillenbilanz auf elf gewonnene WM-Titel und zog mit der Maeres gleich. Am Sonntag hat Vogel die Chance, Meares zu überflügeln: Mit dem Sieg im Keirin.
Zwei Olympiasiege, elf WM-Titel in der Eliteklasse, sechs bei den Junioren, vier Europameisterschafts-Erfolge und unzählige nationale Titel: Kristina Vogel ist die erfolgreichste Bahnsportlerin, die Deutschland je hervorbrachte und seit heute ist sie es auch in der Welt, noch auf einer Stufe mit Maeres, aber auch sie wird Vogel überflügeln. Selbst wenn es am Sonntag mit dem Keirin-Titel nicht klappen sollte, hat die 27-Jährige noch mindestens zwei Weltmeisterschaften vor sich, bevor sie in Tokio bei den Olympischen Spielen ihren dritten Olympiasieg anpeilen will. Sie will diesen Maeres-Rekord knacken, aber sie setzt sich nicht unter Druck. „Wenn es in Apeldoorn nicht klappt, dann eben nächstes Jahr in Pruszkow in Polen,“ gibt sie sich ganz entspannt. „Aber ich will die erfolgreichste Bahnsportlerin aller Zeiten werden.“
Das Energiebündel aus Thüringen, gerade einmal 1,60 m groß, ist seit zehn Jahren auf der Weltbühne des Bahnsports erfolgreich. 2007 und 2008 gewann sie sechs WM-Titel bei den Juniorinnen: im Sprint (07, 08), im 500-m-Zeitfahren (07, 08), im Keirin (08) und im Teamsprint (07). Danach verunglückte sie schwer, als ihr ein Auto beim Training die Vorfahrt nahm und sie monatelang ausfiel. Die Karriere schien beendet, bevor sie richtig begann. Doch Vogel war damals schon zäh, kämpfte sich zurück und wurde 2010 WM-Fünfte im Sprint. 2012 dann der endgültige Durchbruch, als sie in Melbourne an der Seite von Miriam Welte (Kaiserslautern) Gold im Teamsprint gewann und wenige Monate später auch zum Olympiasieg fuhr.
2014 gewann sie ihren ersten Einzeltitel im Sprint, weitere folgten. Unwiderstehlich ihr Auftritt vor einem Jahr bei den Weltmeisterschaften in Hongkong, wo sie Gold im Sprint, im Keirin und Bronze im Teamsprint holte. Und in Apeldoorn baumeln jetzt auch schon zwei Goldplaketten im Hotelzimmer.
Die Saison verlief optimal für die Ausnahmeathletin. Sie hat im Weltcup nichts anbrennen lassen, neun Siege in drei Events gefeiert und sich anschließend mit Trainingslagern in Südafrika und Frankfurt/Oder optimal auf die Titelkämpfe in Apeldoorn vorbereitet. Erstaunlich ist, dass sie trotz ihrer Erfolge immer noch nervös wird, wenn sie zum Start rollt. „Man könnte denken, ich werde aufgrund der Erfolge von Jahr zu Jahr kaltschnäuziger. Stattdessen werde ich von Jahr zu Jahr nervöser, weil die Fallhöhe so steigt“, sagt Vogel. Die Erfolge sind eben auch eine große Bürde.
Ihre erste Medaillenchance hat sie gleich zum Auftakt der Titelkämpfe genutzt und im Teamsprint zusammen mit Miriam Welte und Pauline Grabosch, die in der Qualifikation eingesetzt wurde, genutzt und das vierte Gold im Teamsprint nach 2012, 2013 und 2014 geholt. Bei der Siegerehrung kämpfte Vogel mit den Tränen. Es war ein sehr emotionaler Moment. „Ich bin so überwältigt. Es war ein so großer Moment, denn der Druck war doch sehr groß,“ sagte sie nach der Siegerehrung. Ähnlich erging es ihr am Freitag im Sprint. „Jeder will mich fallen sehen, aber jetzt hängt die elfte Goldmedaille um meinen Hals“ jubelte sie im Ziel.
Auch wenn Pauline Grabosch im Halbfinale an Vogel scheiterte, hatte die erst 20 Jahre alte Magdeburgerin Grund zum Jubeln: Sie gewann das kleine Finale in zwei Läufen gegen Wai Sze Lee aus Hongkong und durfte sich die Bronzemedaille umhängen. Bereits zum Auftakt der Bahn-Titelkämpfe hatte sie zusammen mit Kristina Vogel und Miriam Welte Gold im Teamsprint gewonnen. 2017 war sie bereits EM-Zweite im 500-m-Zeitfahren und ebenfalls zusammen mit Vogel und Welte Zweite im Teamsprint.
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