Marcel Meisen ist der Überraschungs-Champion

Das war eine Sensation: Nicht die als Top-Favoriten ins Rennen gegangenen Fahrer des deutschen Rennstalls Bora-hansgrohe, stellten den neuen Deutschen Meister. Nachfolger von Maximilian Schachmann wurde auf dem Sachsenring der Stolberger Marcel Meisen vom Team Alpecin-Fenix, der im Sprint Pascal Ackermann (Bora) und seinen Teamkollegen Alexander Krieger auf die Plätze verwies. Damit reißt die Siegesserie des deutschen Rennstalls, der in den letzten drei Jahren stets den Meister stellte. Insgesamt waren es vier Triumphe in fünf Jahren: Emanuel Buchmann (2015), Marcus Burkhardt (2017), Pascal Ackermann (2018) und Maximilian Schachmann (2019). Der als Top-Favorit gehandelte Lennard Kämna, vor einer Woche Sieger der vierten Etappe der Dauphiné Libére, ging leer aus, musste im Finale abreißen lassen.

Marcel Meisen hatte niemand auf der Rechnung. Der 31-Jährige  ist aber im Cross-Sport ein bekannter Fahrer, gewann fünfmal den deutschen Meistertitzel im Querfeldeinfahren. 

Für Bora war es eine Frage des Prestiges, auch in Corona-Zeiten bei der Deutschen Meisterschaft um den Titel kämpften. „Das Hygienekonzept hat mich überzeugt, darum sind wir mit fast allen Fahrern zum Sachsenring gekommen“, sagte Teamchef Ralph Denk. Der Bund Deutscher Radfahrer als Veranstalter hatte es zur Auflage gemacht, dass alle Sportler, ihre Betreuer, das Wettkampfgericht und auch Mitglieder der Jury einen negativen Corona-Test nachweisen mussten.  Bora musste auf den verletzten Titelverteidiger Maximilian Schachmann und auf Emanuel Buchmann verzichten.

168 Kilometer mussten die Fahrer unter die Räder nehmen, 48 Runden auf dem traditionsreichen Sachsenring, auf dem vor 60 Jahren Bernhard Eckstein Weltmeister der Amateure wurde.

In der ersten Rennhälfte gab es immer wieder Ausreißversuche einzelner Fahrer, doch das Team Bora-hansgrohe hatte das Renngeschehen im Griff, hielt den Abstand gering und verschärfte das Tempo, wenn es nötig war.

Zur Hälfte des Rennens setzte heftiger Regen ein und für einige Kilometer wurde das Tempo langsamer. In der 35. Runde setzten sich Jakob Stenzel (Veloclub Ratisbona p/b Zweirad) und Kim Alexander Heiduk (Team Lotto – Kern Haus), der in der kommenden Woche bei den Europameisterschaften in Frankreich im Straßenrennen der U23 an den Start geht, aus dem Hauptfeld ab und erreichten schnell einen Vorsprung von über einer Minute.

Zehn Runden vor Schluss beginnt der Showdown: Vier Bora-Fahrer, Rüdiger Selig, Pascal Ackermann, Lennard Kämna und Andreas Schillinger reihen sich an der Spitze des Feldes ein und drücken aufs Tempo, dann schießen Roger Kluge (Lotto-Soudal) und Patrick Haller (Leopard) nach vorn.

Sechs Runden vor Schluss zeigt sich Top-Favorit Lennard Kämna an der Spitze, tritt an und sorgt mit seiner Tempoverschärfung dafür, dass der Ausreißversuch von Heiduk und Stenzel beendet wird.  Doch im Finale konnte Bora nicht allein dominieren, die Konkurrenz, die das Team fest im Blick hatte, hielt dagegen und so konnte Marcel Meisen im Sprint den Überraschungscoup landen. Es war die größte DM-Sensation der letzten Jahre. 2009  setzte sich damals in Cottbus Martin Reimer gegen die etablierte Elite durch.

 

Zitate zum Rennen:

Marcel Meisen, Deutscher Meister:  „Das war ein perfekter Tag! Im Finale ging es Mann gegen Mann, und ich merkte, dass ich Pascal schlagen kann. Wir sind lange bei Bora am Hinterrad gefahren. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Auch unser Teamkollege Philipp Walsleben ist sehr offensiv gefahren und hat dazu beigetragen, dass Bora im Finale etwas angeschlagen war.“

Pascal Ackermann: „3800 Höhenmeter haben wir zurückgelegt. Das wäre ein Kurs für Schachmann gewesen. Meine Enttäuschung ist relativ groß. Es tut weh, wir wollten das Meistertrikot, aber Marcel war im Sprint einfach der stärkere. Das ist für uns schade, aber das Leben geht weiter.“

Alexander Krieger:  „Gegen Bora zu gewinnen war schon eine Überraschung. Aber ich wusste, dass wir gut sind und wir haben es am Ende sehr gut gemacht.“

BDR Vize-Präsident Erik Weispfennig: „Pascal Ackermann war im Finale der große Favorit, aber Marcel Meisen ist stark gefahren und der verdiente Sieger.“

 

zum Foto: Marcel Meisen gewinnt die Deutsche Straßenmeisterschaft auf dem Sachsenring.   Foto: BDR (im Rahmen DIESER DM-Berichterstattung kostenfrei) 

 

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